Sie heißen Nao Kodaira (JPN) oder Sang Hwa Kee (KOR) und genießen in ihren Heimatländern Kultstatus wie hierzulande in der Alpenrepublik ein Marcel Hirscher. Nur handelt es sich bei den Damen um Eisschnellläuferinnen, was in Österreich unmittelbar vor der Ära Vanessa Herzog bisweilen schon fast als exotisch anzusehen war.

Doch sich sportlich auf Augenhöhe mit den beiden asiatischen Leichtgewichten (61 bzw. 62 kg) zu befinden, bedeutet der athletisch veranlagten Wahl-Kärntnerin mit 69,5 Kilogramm Körpergewicht einiges: Mit 37,48 Sekunden pulverisierte die 22-Jährige im letzten Olympia-Test ihre Bestzeit über die Distanz von 500 Meter. Sie war dabei sogar schneller als bei ihrem EM-Titel. Vergessen ist die Grippe zwei Wochen vor den Olympischen Spielen und bis auf eine Narbe ist auch der schwere Mountainbike-Unfall vergessen, als im April 2017 ein LKW-Anhänger über ihren Oberschenkel gerollt war.

Und heute (11 Uhr) wartet in der mit 8500 Zuschauern ausverkauften Ganeung Ice Arena ausgerechnet jenes Rennen, das die Synthese aus Sprint und Ausdauer darstellt. Dieser Bewerb scheint einer groß gewachsenen Athletin wie ihr auf den Leib geschneidert zu sein: der bislang wichtigste Kilometer im Leben der Vanessa Herzog. "Ich kann es schon kaum mehr erwarten und träume jede Nacht von meinem perfekten 1000er", ließ die gebürtige Tirolerin in ihre Gefühlswelt blicken. Ihr Trainer-Gatte Thomas wusste, welche nachhaltige Wirkung die Leistungen seiner Frau im Vorfeld der Olympischen Wettkämpfe hinterlassen haben müssen: "Die Trainings waren mehr als beeindruckend – auch für die Konkurrenz. Wenn der Start passt, ist viel möglich."

Tiroler Tradition

24 Jahre nach der großartigen Emese Hunyady könnte Vanessa Herzog damit als deren legitime Nachfolgerin auftreten. Die gebürtige Ungarin bejubelte bei den Winterspielen 1994 im norwegischen Lillehammer immerhin Gold über die 1500 Meter und Silber über die 3000. Und ein wenig schließt Vanessa Herzog an die Tiroler Eisschnelllauf-Tradition an, die eng mit dem Namen Michael Hadschieff verbunden ist. Der Innsbrucker stürmte 1988 in Calgary auf dem Gefrorenen zu Olympia-Silber im 10.000-Meter-Bewerb und holte zudem noch Bronze (1500 m).