77 Punkte nach zehn Rennen. Ein Ergebnis, dass Sie unterschrieben hätten, wenn es Ihnen vor der Saison angeboten worden wäre?

Absolut. Wir waren zwar schon stark bei den Tests, aber das dann umzusetzen ist ganz etwas anderes. Es gab ein großes Fragezeichen ob es funktioniert und es hat lange nicht funktioniert. Letztendlich sind wir jetzt auf einem Weg angekommen der stimmt. Auf einem Weg, auf dem ich auch Vertrauen in das Bike gefasst habe. Und ganz wichtig: Die Berührungsängste gegen andere Fahrer sind weg. Da hatte ich am Anfang zu viel Respekt?

Aufgrund der höheren Geschwindigkeit, die Sie aus der Moto2 nicht gewohnt waren?

Genau. Einerseits Geschwindigkeit. Aber auch die Namen der anderen Fahrer. Wenn man hinter einem Lorenzo ist oder Vale oder Marc hat man am Anfang einfach Respekt. Genau das ist aber der Fehler. Man muss einfach instinktiv reagieren und Rennen fahren und das ist mir am Anfang sehr schwer gefallen.

Muss man als Neuling in der MotoGP mehr Risiko nehmen als ein erfahrener Fahrer?

Genau das war das Problem bei mir, dass ich nicht gewusst habe wie viel Risiko ich eingehen kann. Weil ich einfach nicht gewusst habe, wie weit kann ich gehen, was kann ich machen, was sind meine Fähigkeiten. Da habe ich am Anfang vielleicht zu sehr an mir selbst gezweifelt. Ich hab einfach ein paar Rennen gebraucht um das zu überstehen.

Hat es einen Moment gegeben, an dem Ihnen klar war, wie es in der MotoGP rennt?

Aus meiner Sicht war das Barcelona. Das war das erste Rennen in dem ich vorne mitgefahren bin. Da war ich in Zweikämpfe involviert und konnte mein Vertrauen aufbauen, weil ich gemerkt habe, es funktioniert. Ich bin in der Lage mich gegen Lorenzo und andere Fahrer durchzusetzen. Das war der Moment an dem ich es gecheckt habe.

Können Sie sich an den Moment erinnern, als Ihnen die MotoGP angeboten wurde?

Das war ein Gespräch letztes Jahr und auch schon vor zwei Jahren wo ich dann abgelehnt habe, weil ich noch nicht so weit war aus meiner Sicht. Ich bin sehr dankbar, dass mir die Zeit gegeben wurde und ich noch einmal gefragt wurde. Ich war dann relativ aufgeregt, wie jeder, denke ich. Wenn man die Chance hat in so einem Team auf diesem Material sich zu beweisen. Das ist natürlich am Anfang sehr aufregend, aber auch sehr erleichternd. Weil man hat verstanden: jetzt ist es soweit. Jetzt bin ich da, wo ich immer hinwollte.

Warum erging es Ihrem Teamkollegen Johann Zarco zu Beginn der Saison besser?

Ich glaube er hat einfach viel mehr Selbstvertrauen durch seine zwei Titel in der Moto2 und hat auch viel mehr Erfahrung was Zweikämpfe und Kämpfe an der Spitze angeht. Ich glaube er war einfach vorbereiteter als ich, was den Schritt in die GP angeht. Er war mir einfach mental und fahrerisch einen Schritt voraus. Schön langsam nähern wir uns dem Johann und es ist einfach toll zu sehen, dass ich das gleiche machen kann wie Zarco.

Wie ist das unter Teamkollegen? Gibt man sich Tipps und tauscht sich aus oder ist es ein Konkurrenzverhältnis?

Wir verstehen uns super auf einer freundschaftlichen Ebene. Aber der Austausch von Daten hält sich in Grenzen, weil jeder für sich fährt, jeder hat sein eigenes Team. Jeder schaut auf sich und versucht besser zu sein als der andere. Da ist es völlig egal ob wir uns gut verstehen oder nicht. Man will immer der Erste sein. Gerade in unserer Situation ist es besonders wichtig, weil jeder von uns will einen Werksvertrag in der Tasche haben für 2019.

Zweiter darf er werden?

Zweiter darf er gerne werden. Aber hinter mir.

Gibt es eigentlich am Weg in die MotoGP irgendwann den Moment an dem man sich als Motorsportler denkt: Hätte ich doch etwas gescheites gelernt?

Mein Vater hat sehr viel Zeit investiert und Nerven. Er hat aber früh mein Talent erkannt. Er musste mich aber nie zu etwas zwingen, es ist immer von mir ausgegangen. Da hat mein Vater alles richtig gemacht. Im Alter von 12 oder 13 musste ich mich einfach entscheiden: Mache ich das professionel weiter oder mache ich etwas anderes. Für beides ist keine Zeit. Es geht nur entweder oder. Ich habe ganz viel Zeit geopfert in meiner Teenagerzeit und habe mich für den Motorsport entschieden. Ich habe mich entschieden alles andere hinter mir zu lassen und das Risiko einzugehen. Gott sei Dank hat es sich gelohnt.