Niki Lauda bringt offenbar weniger Verständnis für den Rücktritt von Nico Rosberg auf als viele andere. Dass ein Rennfahrer ein schlechtes Gewissen seiner Frau gegenüber habe, "hat es zu meiner Zeit überhaupt nicht gegeben", meinte die österreichische Formel-1-Ikone im Interview mit Sky. Rosbergs Argument, er habe dieses Jahr so hart kämpfen müssen, "sehe ich nicht als etwas Besonderes an."

Als Formel-1-Fahrer "muss ich auf höchstem Level fahren können", bemerkte Lauda. "Das braucht Kraft. Nico wäre nie so weit gekommen, er hätte nicht schon in den beiden Jahren davor um den WM-Titel mitfahren können, wenn er diese nicht hätte. Er kann mir auf keinen Fall einreden, dass ihm diese Kraft ausgeht." Der Österreicher sagte, er hätte seine Karriere nicht nach dem ersten Titel beendet.

Rosberg hatte gesagt, dass er weitergefahren wäre, wenn Hamilton zum dritten Mal en suite Weltmeister geworden wäre. "Deshalb wäre es mir, um ehrlich zu sein, lieber gewesen, wenn wir die tolle Fahrerpaarung behalten hätten und Lewis Weltmeister geworden wäre", sagte Lauda. Der Wiener hätte gerne früher gewisse Signale erhalten. "Er hätte uns Warnungen geben können, dass es passieren kann im Fall des WM-Titels. Dann hätten wir uns vorher darauf einstellen können."

Er hoffe, dass Rosberg nun nicht in ein Loch falle. "Wenn du Benzin im Blut hast, kann es schon sein, dass dir etwas fehlt. Ich habe es damals mit anderen Aufgaben kompensiert, habe eine Airline gegründet", erklärte Lauda.

Hervorragender Markenbotschafter

Laut Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff soll Rosberg dem Daimler-Konzern in einer anderen Rolle erhalten bleiben. "Ich geh' davon aus", sagte Österreicher am Samstag in Wien. "Er ist natürlich ein hervorragender Markenbotschafter nicht nur für uns, sondern auch für einige unserer Partner."

Laut Wolff wurden bereits erste Gespräche geführt, "wer gerne mit ihm weiterarbeiten möchte". Noch sei es aber zu früh, über konkrete Vereinbarungen zu reden. Rosberg besuchte am Samstagnachmittag mit Wolff das Mercedes-Benz-Werk in Sindelfingen, wo er von Daimler-Chef Dieter Zetsche höchstes Lob erhielt. Der Champion hinterlasse ein "riesiges Erbe", hatte Wolff bereits am Freitag wenige Minuten nach dessen Rücktritt gesagt.