Noch Stunden nach dem großen Augenblick saß Nico Rosberg in Abu Dhabi in der Mercedes-Hospitality und philosophierte über das Geschehene. Die Zielflagge zu sehen, war so schön. In der Auslaufrunde kamen erst mal die Tränen – ohne Ende. „Das ist so intensiv. Auf einmal geht der Druck weg. Unbeschreiblich.“

Der Druck war viel größer, als er je zugegeben hatte, weil er in den letzten Tagen und Wochen vieles verbergen musste, um keine Angriffsfläche zu bieten. Jetzt brechen ein paar Dämme. „In dem Moment, in dem du weißt, du bist jetzt wirklich auf dem Weg, hast es selbst in der Hand, da kommt der Druck.“ Ab Japan, als sein Vorsprung so groß war, dass Lewis Hamilton aus eigener Kraft nicht mehr Weltmeister werden konnte, „hat sich das aufgebaut. Während dieser letzten vier Rennen ist er auch besser denn je gefahren, völlig entfesselt, weil er ja nichts mehr zu verlieren hatte.“

Rosberg hat die Bremsmanöver nicht erwartet

Die „Bremsmanöver“, mit denen Hamilton versuchte, das Finale doch noch zu seinen Gunsten zu entscheiden, hatte er nicht erwartet. Sagt er zumindest. „Das war vielleicht ein wenig naiv. Aber darüber brauchen wir gar nicht diskutieren. Dabei will ich es belassen. Ich habe gewonnen, deshalb kann ich darüber stehen.“ Mercedes selbst will hingegen sehr wohl über Konsequenzen nachdenken.

Zumal Hamilton den Befehl von der Box, schneller zu fahren, einfach ignorierte. „Eine Anarchie im Team“, so Motorsportchef Toto Wolff, „darf es nicht geben.“
Später wird Rosberg sehr nachdenklich, als ihn jemand fragt, welchen Anteil denn seine drei Mercedes-Jahre an der Seite von Michael Schumacher gehabt hätten: „Erst einmal hoffe ich, dass er das mitbekommen kann, dass ich jetzt gewonnen habe. Das wäre schön.“ Und dann betont er dessen Anteil an dem jetzigen Erfolg. „Er hat drei Jahre gepusht, damit das Team vorankommt. Da habe ich einige Sachen mitgenommen, schließlich ist er der Beste.“

Rosberg ist für drei Tage nicht erreichbar

Drei Tage hat sich Rosberg eine Auszeit verordnet („ich bin jetzt einmal nicht erreichbar“). Am Freitag steht er schon wieder auf der großen Bühne. Bei der offiziellen FIA-Preisverleihung an die Champions dieses Jahres in der Wiener Hofburg. Auch mit zwei Österreichern: Toto Wolff/Mercedes und Fritz Enzinger/Porsche. Zumeist findet diese Gala in Monaco statt. Nach Paris, Istanbul, New Delhi oder Doha ist Wien ein Ausnahmeort. Weil der ÖAMTC seinen 120. Geburtstag feiert.