Der sentimentale Teil der Formel-1-Anhängerschaft kommt ins Schwärmen, wenn der Zirkus nach Spa reist. Wasser läuft im Mund des Wissenden zusammen (wenn auch nicht rotes), wenn die Gefährlichkeit der Eau-Rouge-Kurve diskutiert wird.
Hier hat sich nämlich der Streckenverlauf der Geografie untergeordnet. Du kommst mit Vollgas in eine Senke, du wirst in den Sitz gedrückt, wie sonst nirgendwo. Dann einmal kurz links, einmal kurz rechts - und durch. Mit Vollgas, 300 km/h und mehr. Und dann die Steigung (18 Prozent) hinauf. „Du siehst den Berg vor dir, wie eine undurchdringliche Wand. Dann nur noch den Himmel, entweder grau oder strahlendes blau.“ So hat Gerhard Berger einmal die Fahrt durch die Eau Rouge beschrieben.

Es war einst die Mutprobe in der Formel 1. Die Tapferen blieben am Gas, die Vorsichtigen lupften ein wenig, die Angsthasen bremsten. Aber auch die Eau Rouge, benannt nach einem kleinen Bach mit eisenhaltigen Kieselsteinen, wurde immer mehr entschärft. Sie bekam Auslaufzonen. In den Jahren vor den neuen Regeln konnte jeder Fahrer mit Vollgas durchfahren, heute steht weniger Anpressdruck zur Verfügung, aber es geht es dennoch. Und auch darum: wer traut sich in der Eau Rouge zu überholen. Was eigentlich unmöglich ist, aber trotzdem probiert wird. Weil die Auslaufzonen so breit sind, durch die großen Sicherheitsreserven die jungen Fahrer schon überhaupt keine Furcht mehr kennen.

Die Eau Rouge im Wandel der Zeit