Für Lewis Hamilton ist der Formel-1-Grand-Prix von Großbritannien zum perfekten Heimataufenthalt geworden. Erst fuhr der Brite ein einsames Rennen an der Spitze und holte in souveräner Manier den Sieg-Hattrick von Silverstone. Rund vier Stunden später verkündeten die Rennkommissare dann noch eine Strafe für seinen ursprünglich zweitplatzierten Teamkollegen Nico Rosberg.

Der folgenschwere Funkspruch ereignete sich wenige Runden vor Schluss: Rosberg wurde von seinem Renningenieur angewiesen, nicht den siebenten Gang zu nutzen. Weil der Boxenfunk zwischen Fahrer und Team mittlerweile nur noch in wenigen Fällen erlaubt ist, wurden die Regelwächter aktiv. Spät am Sonntagabend trudelte die Entscheidung ein: Zehn-Sekunden-Strafe für Rosberg.

Der gestrafte WM-Leader rutschte dadurch auf Rang drei hinter dem erneut starken Red Bull-Youngster Max Verstappen ab. Der ohnehin kleine Vorsprung schmolz erneut: Hamilton liegt in der WM-Wertung nur noch einen Zähler zurück. Mercedes hielt sich am Sonntagabend offen, gegen das Rosberg-Urteil Einspruch einzulegen.

Zuvor hatte Hamilton das Geschehen auf dem Silverstone Circuit überlegen kontrolliert. Sein insgesamt vierter Heim-Triumph geriet nie in Gefahr. Dahinter verstrickte Red-Bull-Youngster Max Verstappen Hamiltons Rivalen Rosberg in einen packenden Zweikampf, den der Deutsche vorerst auf sportlichem Wege auch gewann.

"Ich bin so glücklich. Ich weiß nicht, ob ihr glücklicher sein könnt als ich", jubelte Hamilton auf dem Siegerpodest und applaudierte den Fans. "Ich bin so dankbar, dass ihr alle heute gekommen seid. Wir haben die besten Fans hier." Der 31-Jährige durfte sich über seinen insgesamt 47. Sieg in einem Formel-1-Rennen und den vierten in dieser Saison freuen.

"Gratulation an Lewis. Er hat einen tollen Job an dem ganzen Wochenende gemacht", konnte Rosberg am Ende nur Beifall spenden. "Ich bin nicht an ihn herangekommen." Bei der Siegerehrung wurde Rosberg ausgebuht - eine Revanche für entsprechende Unmutsäußerungen der Zuschauer vor einer Woche in Spielberg gegenüber Hamilton.

Verstappen, der Zweite von Spielberg, war nach dem zweiten Podestplatz in Serie und dem dritten in seiner Karriere hoch zufrieden. "Wir hatten eine tolle Geschwindigkeit und ich bin dankbar für so ein großartiges Auto", sagte der Youngster. Daniel Ricciardo wurde im zweiten Red Bull Vierter, Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen belegte vor den beiden Force India von Sergio Perez und Nico Hülkenberg den fünften Rang.

Einen Sonntag zum Vergessen erlebte Sebastian Vettel, der für einen verbotenen Getriebewechsel mit einer Fünf-Plätze-Rückversetzung und damit Position elf in der Startaufstellung bestraft worden war. Wegen eines harten Überholmanövers gegenüber Felipe Massa bekam der Deutsche auch noch eine Zeitstrafe aufgebrummt. Am Ende musste er sich mit Platz neun begnügen.

Das Rennen war auf regennassem Asphalt hinter dem Safety Car gestartet worden. Die Strecke trocknete anschließend nie komplett auf und war stellenweise extrem rutschig. Das führte zu zahlreichen Drehern, die aber größtenteils folgenlos blieben. Wetterkapriolen sind in der Heimat des englischen Motorsports aber nichts Außergewöhnliches. "Dieses Rennen ist nie ganz einfach. Die Aufs und Abs machen den Großbritannien-Grand-Prix zum besten Rennen in der Welt", verkündete Hamilton.

Funkregeln: "Fahrer muss Auto alleine fahren"

Rosberg ist beim Formel-1-Rennen in Silverstone wegen eines Verstoßes gegen die seit dieser Saison gültigen Regeln für den Funkverkehr bestraft worden. Kern der neuen Bestimmungen ist ein schlichter Satz im Paragrafen 27.1 des sportlichen Regelwerks: "Der Fahrer muss das Auto allein und ohne Hilfe fahren."

Das bedeutet, dass die Piloten in diesem Jahr auch auf viele Hinweise vom Kommandostand verzichten müssen, die in der Vergangenheit üblich waren. Auf diese Weise sollen die Fahrer wieder stärker in die Pflicht genommen werden. Die Verbotsliste umfasst Aspekte wie detaillierte Hinweise zum Haushalten mit der Benzinmenge oder Informationen zur möglichen Rennstrategie von Konkurrenten.

Strittig war in Silverstone, ob Rosberg Anweisungen erhalten durfte, als kurz vor Schluss ein Getriebeproblem auftrat. Im Boxenfunk ist zu hören, wie ihn sein Renningenieur unter anderem auffordert, nicht mehr in den siebenten Gang zu schalten. Die Rennkommissare sanktionierten dies später nach eingehender Beratung mit einer 10-Sekunden-Strafe. Der ursprüngliche Zweite Rosberg rutschte dadurch auf den dritten Rang hinter Max Verstappen ab.

Erlaubt sind auch unter den neuen Regeln weiter beispielsweise Anweisungen, wonach der Fahrer zum Boxenstopp kommen soll. Das Kommando muss allerdings in der betreffenden Runde erfolgen.

Mercedes legt Einspruch ein

Nach der nachträglichen Strafe gegen Nico Rosberg hat Mercedes Einspruch gegen das Urteil eingelegt. Dies teilte der Formel-1-Rennstall am Sonntagabend mit. Zuvor war Rosberg wegen eines verbotenen Funkspruchs mit einer Zeitstrafe von zehn Sekunden belegt worden und hatte damit Rang zwei verloren.