Die Nachricht schockierte: Raimund Baumschlager kam bei der Rebenlandrallye von der Piste ab und musste nach einem kapitalen Unfall in Graz stationär behandelt werden. Die Diagnose: Wirbelbruch. Doch der Oberösterreicher gibt schon wieder Entwarnung und ist heiß auf die Rückkehr ins Cockpit.


Wie geht es Ihnen?

RAIMUND BAUMSCHLAGER: Ich bin richtig happy, dass ich nicht operiert werden muss und dass das Knochenmark in Ordnung ist. Der Wirbel ist zwar gebrochen, aber ein Korsett und Stillhalten reicht. Daran muss ich mich jetzt sechs bis acht Wochen halten, mit Therapie sollte das aber bald in Ordnung sein.

Sie wirken sehr gelassen?

Ich hatte bisher so viel Glück in meiner Karriere. Außer einem Schlüsselbeinbruch und ein paar Prellungen hatte ich noch nichts Ernstes. Es ist das erste Mal, dass was Gravierendes gebrochen ist, wo man sagen kann, das könnte deppert ausgehen.

Holt einen so ein Unfall wieder auf den Boden?

Ich muss ehrlich sagen: Das gehört dazu. Das ist in diesem Geschäft einfach so und ich mache das ja hauptberuflich. Wenn ein Zimmermann auf dem Dachstuhl steht, kann es ihm auch passieren, dass er einmal runterfällt. Man hat es selbst in der Hand und kann niemand Anderem die Schuld geben.

Wie kam es zu dem Unfall?

Wir wissen von den Datenaufzeichnung, dass ich gerade einmal vier km/h schneller war als beim ersten Befahren der Strecke. Die Linie dürfte nicht gepasst haben. Das Hinterrad ist vom Asphalt abgekommen, wir sind mit der Bodenplatte aufgesessen und das hat uns ausgehoben. Wir sind bei einem Seitenweg angeschlagen und es hat uns dann die Böschung runtergedreht.

Konnten Sie den Unfall im Rebenland nicht irgendwie verhindern?

Eigentlich war ich mit den Augen und dem Kopf schon weiter vorne und es kam überraschend. Als würde man bei Tisch zusammensitzen und reden und auf einmal schlägt dir jemand mit der Faust ins Gesicht. Mit 35 Jahren Erfahrung hat man eine gewisse Routine und merkt wenn es eng wird. Aber das war da nicht so.

Hemmt so eine Erfahrung?

So, dass ich sagen würde: ‘Ich habe jetzt Angst und steige nie wieder in ein Rallye-Auto ein’ ist es nicht. Es ist mein Job und meine Leidenschaft und ich sehe es nicht so extrem schlimm. Ich fahre jetzt 35 Jahre und bin zigtausende Kilometer im Auto gesessen. Viele davon bei Tests in Prototypen – das ist noch viel gefährlicher. Mir ist zwei Mal was passiert. Dieser Prozentsatz ist so gering.

Baumschlagers Skoda wurde geborgen
Baumschlagers Skoda wurde geborgen © KK

Unterschätzt man mit den Jahren das Risiko?

Ich denke, dass man es besser einschätzen kann und es genauer kennt. So einen Unfall kann man nie ausschließen. Das Risiko zu kalkulieren ist die große Kunst und daher kommen auch oft solche Zeitunterschiede heraus. Man darf nie glauben, dass man fehlerfrei ist. Nachlässig wird man mit dem Alter nicht. Das wilde Draufhalten macht man sicher nicht mehr.

Stimmt es, dass man selbst solche Momente wie in Zeitlupe erlebt?

Wenn man sich die Onboard-Aufnahmen anschaut, geht es so wahnsinnig schnell, aber für einen selber dauert es ewig. Ich habe gemerkt, dass wir weit waren, dann kam der Schlag. Wir sind genau unter dem Fahrersitz aufgesessen und ich habe einen Brenner im Rücken gespürt. Als wir dann den Wald runter sind, hatte ich Angst, dass wir noch einen Schlag abbekommen. Das Erste, was ich probiert habe, waren die Zehen und Hände zu bewegen.

Was hat die Familie gesagt?

Bei der Prüfung waren alle zuschauen, sie sind zwei Kilometer entfernt gestanden. Ich habe aus dem Auto meine Tochter angerufen, dass wir einen Unfall hatten und sie eine Rettung schicken sollen. Klar ist keiner glücklich und es kommt die Frage: Wie lange noch?

Sie werden wieder fahren?

Auf jeden Fall! Ich habe ja mehr Angst, wenn ich im Straßenverkehr unterwegs bin. Rein vom Risiko her ist es bei einer Rallye nicht so hoch, wie wenn ich von Graz nach Wien fahre. Da kommen dir viele Andere unter. Bei einer Rallye habe ich alles selbst in der Hand.