Einen besseren Einstand in sein Reformprojekt hätte sich der neue Tiroler DTM-Chef Gerhard Berger kaum wünschen können. Zum Auftakt des Deutschen Tourenwagen Masters in Hockenheim sorgten die umfassenden Regeländerungen für die erhoffte Renn-Action, Fahrer und Hersteller beschworen in seltener Einigkeit eine Aufbruchsstimmung. Und dann holte auch noch Bergers Neffe Lucas Auer den Sieg.

Der kritische Erneuerer Berger indes drückt beim Umbau der Rennserie trotz der ersten Erfolge des Kurswechsels weiter aufs Tempo. "Stichwort: wenig Geduld", sagte der ehemalige Formel-1-Pilot. Er weiß um den Druck, der angesichts des in diesem Jahr auslaufenden Fernseh-Vertrags mit der ARD und des nur bis Ende 2018 gültigen Bekenntnisses der drei Hersteller zur DTM auf ihm lastet.

"DTM ist gerade im Aufwind"

Umso größer war das Aufatmen, als die ersten Renn-Kilometer der Saison am Samstag beste Unterhaltung und Spannung bis zum Schluss boten. Dass jeder Autobauer einen seiner Piloten aufs Podium schicken durfte, hob die Laune im Fahrerlager noch zusätzlich. "Generell habe ich das Gefühl, dass die DTM gerade im Aufwind ist", sagt Mercedes-Teamchef Ulrich Fritz.

Die neuen Reifen eröffnen zusätzliche Taktik-Optionen, das weitgehende Funkverbot soll die ungeliebte Teamorder verhindern und rückt die Fahrer mehr in den Mittelpunkt. Stärkere Motoren, weniger Personal für die Reifenwechsel, Zusatzpunkte für die Qualifikation - alles zielt auf mehr Spektakel für den Fan. "Im Winter hat die Serie in vielerlei Hinsicht die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt", urteilte BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt.

Bergers Aufgabe ist es nun, diese Zukunft zu sichern. Dafür stellt der 57-Jährige alles auf den Prüfstand, besetzt Schlüsselpositionen mit Vertrauensleuten und nutzt seine ganze Routine aus den Jahren als Fahrer und Teamchef in der Formel 1. "Der Gerhard ist genau der richtige für den Job, hat viel Erfahrung und super Kontakte", sagte Audi-Motorsportchef Dieter Gass.

Die DTM braucht ihre eigene DNA

Weitere Einschnitte in den Sport in dieser Saison, die insgesamt 18 Wertungsläufe umfasst, schließt Berger allerdings aus. "Die Kugel ist aus dem Rohr. Man muss jetzt über 2018 nachdenken." Die ebenfalls im Umbruch steckende Formel 1 sieht er dabei nicht als Orientierungshilfe. "Die DTM darf nicht den Fehler machen, auf die Formel 1 zu schauen und zu sagen: Ich muss auch so sein. Sie muss ihre eigene DNA bauen."

Dazu gehört aus seiner Sicht auch ein größeres Fahrerfeld, das in diesem Jahr von 24 auf 18 Piloten geschrumpft ist. Den Einstieg weiterer Hersteller nennt Berger als Wunsch - oder aber das Engagement professioneller Privatteams. "Das wäre wunderschön", meinte Berger.