Reisende verirren sich eher kaum einmal nach Indianapolis. Die zwölftgrößte Stadt der USA hat nicht viel zu bieten, die Sehenswürdigkeiten sind rar. Es gibt einen Zoo, ein kleines Capitol - ja, und es gibt den Indianapolis Motor Speedway. Ideale Reisezeit ist der Mai. Weil da finden die 500 Meilen von Indianapolis statt.

Der Speedway ist ein riesiges Oval, ein Asphaltband mit einer Länge von  2,5 Meilen. Das Indy 500 ist nicht nur irgendein Autorennen. Es ist die größte eintägige Sportveranstaltung der Welt. Es ist nämlich Jahr für Jahr ausverkauft - das heißt, es kommen 350.000 Renn-Fans am Sonntag, die Tickets für bis zu vierstellige Summen kaufen.

Es gibt aber nicht nur Tribünenplätze, auf denen Mann einen recht ordentlichen Rundumblick hat. Die große Fete findet im so genannten "Infield" statt, der innere Bereich des Nudeltops, auf dem sich auch Teile der ehemaligen Formel-1-Strecke befinden. Ein knappes Drittel der Tickets gilt für den inneren Bereich. Hier befinden sich auch drei Löcher des Brickyard Crossing Golfklubs und der Campingplatz. Auf dem sich ein Wohnmobil neben dem anderen reicht, mit Campingsesseln auf dem Dach, mit riesigen Fahnen (natürlich das star spangled banner). Und hier ist BBQ nicht nur eine leere Worthülse. Im Infield - und nur da - tummeln sich die "Ultras" der Racefans.

Das Indy 500 ist Party, Sport und Show, ein Event, der mit Trainings und Qualifying über Wochen zelebriert wird, der Einnahmen von über 400 Millionen Dollar lukriert. Das eine bedingt das andere, ein sich immer wieder aufs neue befruchtender Kreisverkehr über umgerechnet 804,672 Kilometer.

Und dazu kommt natürlich die ultimative Gasstellung, es gibt nämlich im Grunde nur zwei: Standgas (vor dem Start und in der Box) und Vollgas (draußen auf dem Oval). Das Gaspedal wird hin und wieder gelupft, gebremst nie (nur im Notfall). So ergeben sich Rundenschnitte von über 370 km/h, Top-Speeds von über 400. Und das über die gesamte Renndauer. Und weil die Technik der Autos so ähnlich ist, pickt das Feld zusammen, vom Start bis zum Ziel. Selbst in der letzten Runden birgt eine Wette auf den vermeintlichen Sieger ein gewissen Restrisiko.

Video: die knappsten Entscheidungen in der Indy-Car-Serie

100 Mal fand das Rennen schon statt, am Anfang war der Kurs aus roten Ziegelsteinen gepflastert. Daher stammt der noch heute verwendete Name "brickyard", wovon aber nur noch die schmale Ziellinie aus Ziegelsteinen, die jedes Jahr vom Sieger geküsst wird, zeugt.

Die 500 Meilen gehören zum "Grand Slam" des Motorsports. Wie der GP von Monaco, die 24 Stunden von Le Mans, vielleicht auch noch die Rallye Monte Carlo, die natürlich eine andere Spielwiese bietet. Und Fernando Alonso ist ganz begeistert von Indianapolis, liebt schon jetzt das Rennen und will es am Sonntag (18.20 Uhr MESZ, Sport 1 US live) gewinnen. Vielleicht folgt dann auch Le Mans.