Der entthronte Weltmeister Fernando Alonso hat einen Tag nach dem WM-Finale in Brasilien an seinem McLaren-Team kein gutes Haar gelassen. Der spanische Doppel-Weltmeister machte vor allem die Taktik von Teamchef Ron Dennis, beide Silberpfeil-Piloten gegeneinander fahren zu lassen, hauptverantwortlich für das Scheitern. Dass Teamkollege Lewis Hamilton auf Grund eines McLaren-Protestes anstelle von Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen Weltmeister werden könnte, bezeichnete Alonso als "Witz."

Genug der Witze. Alonso bediente sich bei seinem Rundumschlag hauptsächlich des spanischen Radiosenders Cadena Ser, über den der entthronte Champion schon während der Saison immer wieder seine Kritik am eigenen Team kundgetan hatte. Es wäre beschämend, wenn Hamilton die Fahrer-WM dank eines erfolgreichen Protestes des McLaren-Teams doch noch gewinnen würde. "Das wäre ein Witz und davon hatten wir in dieser Saison schon genug. Es wäre eine Schande, ein Mangel an Respekt. Denn wer am Ende die meisten Punkte hat, ist zurecht Weltmeister", sagte Alonso. "Wenn es dennoch anders kommt, wäre der Sport beerdigt!"

Beziehung am Ende. Dass mit Alonso ausgerechnet ein McLaren-Pilot hofft, dass der McLaren-Protest abgelehnt wird, überrascht angesichts der über die ganze Saison gehenden Missstimmung nicht wirklich. Die Beziehung zwischen Alonso und den Silberpfeile dürfte endgültig am Ende sein, den Alonso nimmt sich kein Blatt mehr vor den Mund: "Die Saison war nicht sehr gut organisiert und McLaren hat es selbst vermasselt. Vor allem mit den vielen falschen Entscheidungen in der zweiten Saisonhälfte."

Der Sündenbock. Vor allem Teamchef Ron Dennis ist für Alonso der Sündenbock Nummer eins. Beim vorletzten Rennen in China hatte dieser öffentlich eingestanden, dass man taktisch gegen Alonso und nicht gegen Ferrari-Fahrer Räikkönen gefahren sei. "Danach waren mir die Hände und die Füße gebunden. Ich hatte keine Kraft mehr, Entscheidungen zu fällen. Ich musste so fahren, wie sie es wollten", sagte Alonso und ärgerte sich: "Ein paar Punkte mehr für einen Fahrer, und wir wären jetzt Weltmeister. Für Ferrari hatte der Spanier hingegen viel Lob übrig. "Sie haben einen besseren Job als alle anderen gemacht."

Zukunft. Ob Alonso 2008 seinen McLaren-Vertrag erfüllt, ist dennoch offen. "Es ist kein Geheimnis, dass man mir diese Saison bei McLaren nicht sehr geholfen hat", resignierte Alonso. Pläne wollte der Spanier aber noch keine verraten: "Wahr ist, dass ich einen McLaren-Vertrag und noch mit keinem anderen Team gesprochen habe." Bei einem Wechsel sei aber derzeit eine Rückkehr zum Renault-Team, mit dem er zweimal Champion geworden war, "nicht die erste Wahl".