Zum dritten Mal liegt heuer Dakar zwei Wochen im Jänner in Argentinien. Über den Ausgang wird von Anfang an wenig spekuliert. Zumindest, was die siegreichen Marken anbelangt. VW ist mit dem Race Touareg das Maß der Dinge, KTM bei den Motorrädern ebenso. Und bei den Trucks, den schweren Brummis, die viel, viel weniger Beachtung finden, ist es seit 2000 auch nicht anders. Der Kamaz 4911 ist das Urmeter des wüsten Abenteuers, an dem sich alle anderen auch jenseits von Afrika messen und zumeist am russischen Eisen zerschellen. Kaum belästigt von Gegnern wie MAN, Iveco oder DAF, fahren die Werkspiloten seit zehn Jahren an der Spitze. Nur 2002 siegten die Tschechen von Tatra, 2007 war MAN erfolgreich.

Erdbeben

Die babyblauen Allrad-Laster wurden vermessen, geprüft und mitunter wurden spannende Werte errechnet. Dabei weiß kaum einer, dass ein Wladimir Chagin oder ein Firdaus Kabirow auf den Sonderprüfungen Zeiten fahren, die locker für Top-Ten-Platzierungen bei den schnellen Autos reichen. Wenn ein Kamaz an einem vorbeidonnert, löst dies ein Erdbeben der Stärke 4,9 nach Richter aus. Da wackelt die Pampa, da zerbröseln die Felsen der Anden. Und bei einer Radhöhe von rund 1,20 Metern verlieren auch tiefe Schlaglöcher ihre sonst so verheerende Wirkung.

Gebaut werden die Kamaz in der autonomen Republik Tatarstan, in der Industriestadt Nabereschnyje. Man rückte mit Daimler zusammen. Und so nebenbei baut man auch Omnibusse und Panzer. Die Tataren sind stolz auf die Renn-Laster und hin und wieder lässt es sich auch Rustam Minnikhanov, der Herr Ministerpräsident von Tatarstan, nicht nehmen, selbst ins Cockpit zu klettern, um so ganz nebenbei viermal die Dessert-Challenge in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu gewinnen.

Über die PS-Leistung der Dakar-Ungetüme wird gerätselt. Genaues weiß man nicht. 1000 PS sollen es sein, gemunkelt wird über ein Drehmoment von 3000 Newtonmeter (Vergleich: ein Formel-1-Motor macht keine 500 Nm). Ziemlich exakt gemessen wurde nur der Highspeed der Monster: 165 km/h werden locker erreicht. Da muss der Spanier Carlos Sainz im VW Toureg zum Überholen schon richtig Schwung nehmen . . .