So weit ist es mit Adi Pinter gekommen. "Jetzt mag ich sogar schon die Wiener Raunzer", sagt er lächelnd. Adi Pinter arbeitet wieder in Österreich. Der gebürtige Grazer hat bei Pasching in der Regionalliga als Trainer unterschrieben: "Ich hatte Heimweh." Bekannt wurde Pinter beim GAK. Als "Roter Messias" führte der Schüler von Ernst Happel die Athletiker 1987 in die Erste Division. Engagements bei zahlreichen Klubs im In- und Ausland folgten. Bevor er am Freitag beim Spiel gegen Allerheiligen erstmals wieder auf der Trainer-Bank Platz nimmt, sprach er noch über ...

... Heimweh: Ernst Happel hat in Hamburg einmal gesagt: ,Zauberer, ich habe Heimweh.' Ich hab es damals nicht verstanden. Wenn ich heute in Wien an seinem Grab stehe, sage ich: ,Ernstl, jetzt versteh' ich dich.'

... Österreich: Wenn ich über die Grenze hereinfahre, bin ich glücklich. Wenn es einen Himmel auf Erden gibt, ist das Österreich. Viele Leute wissen einfach nicht, was sie für ein Glück haben, hier zu leben. Wenn ich etwa über den Kaiser-Josef-Platz in Graz gehe und die Standln sehe, fühle ich mich einfach nur wohl.

... GAK: Das ist mein Klub. Seine erste Liebe vergisst man nie - und auch nicht die letzte. Die steht jeden Tag vor dir. Ich kann mich noch gut erinnern: Als Kinder haben wir geweint, wenn wir in der Körösistraße nicht hineingekommen sind. Oder kein Loch im Zaun gefunden haben. Wenn ich bei einem Klub bin, gebe ich alles. Auch wenn es gegen den GAK geht. Sollten wir gegen den GAK punkten, werde ich aber keinen Freudentanz aufführen. Das gebührt der Respekt.

... Pasching: Pasching macht einen Neuanfang und ist bereit, alternative Wege zu gehen. Mein System braucht bei Erwachsenen drei bis vier Monate, bis es greift. Bald wird man eine völlig neue Paschinger Mannschaft erleben.

... Gikort-System (Gehirngerechtes, individuelles, kollektives Reparaturtraining): Ich habe dieses System entwickelt, das auch von der Uni Graz überprüft wurde. Es ist ein Unterbewusstseinstraining, bei dem eingelernte Fehler korrigiert werden. Zum Beispiel, wenn ein Spieler nach einem Schuss stehen bleibt und dem Ball nicht nachgeht oder die falsche Raumzuteilung im Strafraum. Ich habe auch mit Bayern-Trainer Jupp Heynckes darüber gesprochen und es hat ihm gefallen. Er hat mir gesagt, dass man dieses System bei den Bayern nicht einführen kann. Sie seien noch Klinsmann-geschädigt.

... Trainer Adi Pinter: Ich bin ruhiger geworden und springe bei Spielen nicht mehr so herum. So einen Affentanz verbiete ich auch meinen Spielern.

... Das Training: Wenn man eineinhalb Stunden tachiniert, ist das einfach nur verlorene Zeit. Da ist es besser, man bleibt zu Hause. Ich war immer für mein hartes Training bekannt. Meine Spieler haben Kraft für drei Halbzeiten. Happel hat zu mir einmal gesagt: 'Saubere Holzhacker hast du da beinander.' Zuvor hatte er zum zweiten Mal in Graz gegen meinen GAK verloren. Ich habe ihm damals eine rote Krawatte geschenkt.

... Österreichische Fußballer: Ich denke, dass die Österreicher mehr Talent haben als die Deutschen. Aber in einer österreichischen Mannschaft hast du 25 Tachinierer und Owizahrer und fünf, die alles wollen. In Deutschland ist es genau umgekehrt. Als ich beim Wiener Sportklub Trainer war, hat Ernst Happel kurz vor seinem Tod zu mir gesagt: ,Ich bin leider an der Mentalität unserer Landsleute gescheitert. Geh du zurück nach Deutschland.'

... ÖFB: Was hat der Gigi Ludwig (Anm.: ÖFB-Generaldirektor) in den vergangenen Jahren schon erreicht? Österreich ist in der Weltrangliste auf Rang 77 abgerutscht, es wurden Millionen verbraten und er hat zugenommen. Aber wenn man in Österreich die Wahrheit sagt, wird man zur Persona non grata. Ich bin kein Diplomat. Das sind Leute, die sich nicht trauen, die Wahrheit zu sagen.