Das Thema Österreichischer Fußballbund (ÖFB) kommt einfach nicht zur Ruhe. Denn die Außendarstellung des größten Sportverbandes des Landes ist weiterhin katastrophal. Die Art und Weise, wie die Ablöse von Sportdirektor Willi Ruttensteiner und die Suche nach einer Alternative abgelaufen ist, wirbelt weiter Staub auf. Es geht keineswegs darum, ob Peter Schöttel der richtige Mann für diesen Posten ist, sondern wie Entscheidungen im ÖFB getroffen wurden und werden.

In einem Interview mit „90minuten.at“ hatte Thomas Hollerer, der Generalsekretär des ÖFB und neben Bernhard Neuhold (ÖFB-Geschäftsführer), Bundesliga-Vizepräsident Markus Kraetschmer und ÖFB-Präsident Leo Windtner ein Teil der Taskforce, die Suche nach dem Sportdirektor wie folgt skizziert. "Es gab 20 Kandidaten, rund zwei Drittel davon aus dem Inland. Darunter Sportdirektoren, die aktuell bei Bundesligisten unter Vertrag sind, aber auch außerhalb."

Niemand wurde gefragt

Ein guter Grund, sich in den vergangenen Tagen bei den Verantwortlichen umzuhören. In Kooperation mit mehreren Bundesländerzeitungen wurde in ganz Österreich mit den maßgeblichen Personen gesprochen – von Präsidenten, Sportdirektoren und Klub-Insidern der Bundesligavereine über Spielervermittler bis hin zu Fußballfachleuten. Das Ergebnis war ernüchternd. Abgesehen von zwei Alternativen aus dem Ausland lichtete sich das Feld in Österreich schnell. Zwar führte die Taskforce Vorgespräche mit einigen Personen, zu denen auch bestehende ÖFB-Angestellte zählten.

Aber die Würfel waren schnell gefallen, weil es nur Scheinkandidaten gab, die a) unrealistisch, weil nicht leist- oder verfügbar, b) ungeeignet für den verantwortungsvollen Posten des Sportdirektors bzw. c) Bauernopfer waren. Am Ende gab es nur Schöttel als Gegenkandidat für Ruttensteiner – wobei die Abstimmung einer Farce glich. Der 54-jährige Oberösterreicher war schon seit Längerem auf der Abschussliste der ÖFB-Präsidiumsmehrheit. Einzig die verpasste Qualifikation wurde abgewartet, um die Reißleine „sauber“ ziehen zu können.

Verbesserungspotenzial bei Task Force

Das wiederum legt den Verdacht nahe, dass die „professionelle Arbeit“ der Taskforce, die Windtner so ausdrücklich lobte, Verbesserungspotenzial hat. Dieses wünscht man sich schon bei der bis Ende Oktober anstehenden nächsten wichtigen ÖFB-Entscheidung: der Suche und Bestellung des Nachfolgers von Teamchef Marcel Koller.

Die Forderung: Eine Liste mit Namen aller Art wird nicht reichen, es braucht tief greifende Analysen – die sollten wichtiger sein als das Ego mancher Entscheidungsträger. Taktische Geplänkel in den Reihungen, die nur dem eigenen Wunschkandidaten dienen, wären unzumutbar. Objektivität und wirkliche Professionalität sind unabdingbar – die offenbar stark „vereinfachte“ Suche nach dem Sportdirektor mag Warnung genug sein.