Die Abnützungserscheinungen beim Zurückgetretenen könnten auch als Symptome für den kollektiven Zerfall gedeutet werden. Zlatko Junuzovic, seit gestern ehemaliger Spieler des österreichischen Fußballteams, fürchtet jedoch nicht, dass weitere Kollegen seinem Beispiel folgen werden, wenngleich der erst 30-Jährige den Zeitpunkt seines Entschlusses als günstig erachtet. „Es ist das Ende einer Ära, jetzt kommt ein Neubeginn“, setzte Junuzovic den Wechsel in der sportlichen Führung als ein Puzzleteil in sein subjektives Bild von der Austrittserklärung.

Der neue Teamchef solle wissen, so „Zladdis“ Argumentationslinie, „mit wem er für die nächste Qualifikation planen“ könne. Der Wunsch, sich verstärkt seiner Familie zu widmen, nahm bei der Entscheidungsfindung jedoch den ersten Platz ein. In seinen zuletzt langen Verletzungspausen hatte Junuzovic viel Gelegenheit, über die Zukunft nachzudenken. „Es ist mir nicht leichtgefallen, denn es war eine sehr schöne Zeit, die mich sehr stark geprägt hat. Nun folgt ein neuer Abschnitt in meinem Leben.“

Mit den Entwicklungen im Unruheherd ÖFB und der Ablöse von Teamchef Marcel Koller sowie Willi Ruttensteiner will Junuzovic seinen Abgang nicht verknüpft sehen, wie er betont. Doch herrschte stets reger Meinungsaustausch mit seinen Freunden im Nationalteam. „Es ging ein bisschen drunter und drüber, das hätte sicher kontrollierter ablaufen können. Ich hoffe, dass jetzt alle an einem Strang ziehen. Wir haben viele sehr junge Spieler, die müssen in die richtige Richtung gelenkt werden, dann bin ich überzeugt davon, dass wir die nächste Quali schaffen“, sagt Junuzovic.

Die Erosion schreitet voran

Der Abgang eines Schlüsselspielers der Koller-Ära erwischt das Nationalteam aber in einer äußerst prekären Phase, zumal die Kritik kein Ende nimmt. Zuletzt verschaffte Martin Harnik seinem Unmut Luft. „Man hat das Gefühl, dass all das zusammenbricht. Da kommen sehr schwierige Zeiten auf uns zu.“ Es erinnere an früher, als Österreich eine „sehr kleine Rolle“ gespielt habe. Die Erosion schreitet voran. Christian Fuchs verabschiedete sich vor einem Jahr, Marc Janko (34) und Florian Klein dürften wohl auch keine zentrale Rolle mehr spielen und Torhüter Robert Almer muss sein Comeback permanent verschieben.