Nach einer enttäuschenden WM-Qualifikation der Österreicher 2006 mit Platz drei, und das neun (!) Punkte hinter Polen, bot der heimische Fußballsommer damals nur wenig Versöhnliches. In Graz-Liebenau etwa ergriffen 8100 Fans am 27. Mai den Strohhalm des Testspiels Trinidad und Tobago gegen Wales. Und der Großteil feuerte nicht die Briten, sondern die Karibikkicker an. Die hatten sich sensationell für die WM in Deutschland qualifiziert. Des historischen Ausmaßes dieser Begegnung wurden sich die Anwesenden erst viel später bewusst: Es war in Spielminute 55, als Wales einen 16-jährigen Debütanten einwechselte. Eine halbe Stunde später bereitete der Teenager den 2:1-Siegtreffer vor. Sein Name: Gareth Bale, ein blasses, unscheinbares Milchbuberl, dem damals in Graz nur Insider des walisischen und britischen Nachwuchses Aufmerksamkeit schenkten.

Zu diesem Zeitpunkt war Bale von seinem Jugendklub Cardiff bereits zum damaligen Zweitligisten Southampton gewechselt. Für die Hafenstadt sollte sich das Gespür rentieren. Denn starke Leistungen in Klub und Nationalteam ließen Premier-League-Verein Tottenham noch hellhöriger werden. Rund 15 Millionen Euro wurden überwiesen. Bale spielte sich in die Herzen der Fans an der White Hart Lane, beackerte sechs Jahre lang die linke Seite mit seiner Kampfkraft, Technik und Schnelligkeit. 2013 machte Real Madrid das Rennen um Bale. Mit 101 Millionen Euro gaben die Königlichen die zu diesem Zeitpunkt höchste Ablöse aller Zeiten aus. Zwei Champions-League-Titel durfte der leidenschaftliche Golfspieler bejubeln.

Sensationeller EM-Auftritt

Der überraschendste Triumph gelang aber im vergangenen Sommer. Nach der erstmaligen Qualifikation für die EM-Endrunde legte Wales noch einen drauf und musste sich tatsächlich erst im Halbfinale dem späteren Europameister Portugal geschlagen geben. Bale hatte mit drei Treffern im Turnierverlauf einen großen Anteil am sensationellen Auftreten.

Das einstige Milchbuberl ist nicht nur zweifacher Vater, sondern ein Superstar geworden. Bleibt nur zur hoffen, dass Bale diese Tugenden am Donnerstag in jenem Land, wo seine Teamkarriere begann, nicht zu sehr zeigt.