Am Samstag kassierte die Elf von Franco Foda im Schlager der 22. Runde ein 0:4-Heimdebakel gegen die Austria und musste Platz drei an die Wiener abgeben. Das Ergebnis mag etwas zu hoch ausgefallen sein. Doch während die Austria eine kompakte Vorstellung ablieferte, war Sturms Leistung ernüchternd.

Foda selbst sparte nicht mit Kritik. "Es war ein extrem schlechter Tag von uns", stellte der Deutsche nach der zweiten Niederlage en suite fest. Wehrten sich die Grazer beim 0:1 in Mattersburg in der Vorwoche noch, gab es gegen dominante "Veilchen" nur ein zartes Aufbäumen. "Wir haben zu einfache Tore des Gegners zugelassen, waren total unsicher, haben uns auch ohne Ball nicht gut bewegt und die Bälle zu schnell verloren", befand Foda. Es war die vierte Heimniederlage en suite (seit 5. November 2016) bzw. die höchste Liga-Heimniederlage seit einem 0:5 gegen den GAK am 2. März 2003. In der Bundesliga-Ära seit 1974/75 hatte man vor Samstag überhaupt erst viermal in dieser Höhe oder höher verloren.

Gegen die Austria erholte sich Sturm von einem höchst nervösen Start erst gegen Ende der ersten Hälfte und hatte nach Wiederbeginn für wenige Minuten Oberwasser. Spätestens das 0:1 durch Alexander Grünwald (60.), dem ein Ballverlust von Debütant Martin Ovenstad, dem Ersatzmann des zu Kopenhagen gewechselten Uros Matic, vorausging, machte den Hoffnungen der Fans aber ein jähes Ende. Christian Schulz und Co. gerieten in der Folge wieder klar ins Hintertreffen. Insgesamt prägten wenig Mut zur Offensive und zahlreiche technische Unzulänglichkeiten das Spiel der "Blackys". "Diese hohe Niederlage tut sehr weh", bekannte Außenverteidiger und Ex-Austrianer Fabian Koch.

"Heute gibt es nichts schönzureden, die Leistung war einfach schlecht. Es gab viel zu viele leichte Ballverluste", kritisierte auch Sportdirektor Günter Kreissl. Nicht zuletzt der Umstand, dass im Finish eine lange Zeit solide Defensive in ihre Einzelteile zerfiel, Lukas Rotpuller (88.), Kevin Friesenbichler (92.) und Felipe Pires (96.) innerhalb von neun Minuten einen Kantersieg perfekt machten, dürfte Kreissl auf den Magen geschlagen haben. Dennoch mahnte er zur Ruhe: "In einer schwierigen Situation müssen wir jetzt enger zusammenrücken, wir haben heute alle miteinander verloren."

Ähnlich vernahm sich Foda. "Jetzt gilt es, die Mannschaft aufzurichten und alles zu unternehmen, dass es in St. Pölten wieder besser läuft", meinte er im Hinblick auf das kommende Sonntagsspiel beim abstiegsgefährdeten, durch das 2:1 in Altach aber beflügelten Außenseiter.

Für die Austria hingegen nimmt die Saison weiterhin einen erfreulichen Verlauf. Auf den Tabellenzweiten Altach fehlen nur noch zwei Punkte, selbst Leader Salzburg hatte vor dem Sonntagsspiel nur zwei Zähler mehr als die Wiener. "Ich hatte in der Pause ein gutes Gefühl, und die Mannschaft hat das Wesentliche bis zur letzten Sekunde durchgezogen. Sie spielt mit dem Vertrauen, Tore erzielen zu können", fasste Trainer Thorsten Fink zusammen.

"Wir sind der absolut verdiente Sieger"

Der erste Frühjahrs-Sieg nach dem 1:1 im Derby gegen Rapid fühlte sich für die violetten Protagonisten durch die Bank "verdient" an. "Wir haben klar und verdient gewonnen und guten Fußball gespielt, auch schon in der ersten Hälfte", sagte Fink, "wir sind der absolut verdiente Sieger", sein Kapitän Grünwald. "Wir haben auch in der ersten Hälfte mehr ins Spiel investiert und waren in der zweiten Hälfte gleich da. Wir stehen hinten sehr kompakt, vorne sind wir immer für ein Tor gut", sagte der Mittelfeldmann.

Die Austria agierte im Vergleich zum Derby bei selber Aufstellung spielerisch verbessert und dominierte die Partie über weite Strecken mit viel Ballbesitz - auch wenn die großen Chancen lange Zeit eher Mangelware darstellten. "Es war ein gutes Spiel von uns. In der zweiten Hälfte haben wir es besser gemacht, haben hinten sehr wenig zugelassen, und nach vorne war es eine Frage der Zeit, bis wir das Tor erzielen", konstatierte Innenverteidiger Petar Filipovic.

Eine Schrecksekunde musste Goalie Osman Hadzikic hinnehmen, der die Parade beim einzigen wirklich gefährlichen Grazer Versuch durch Ovenstad (52.) mit einem lädierten Daumen bezahlte. "Bei dem Schuss ist mir der rechte Daumen rausgesprungen, ging dann aber wieder hinein und wurde getaped", berichtete der Schlussmann, der im Anschluss weiterspielte. Eine Untersuchung werde nähere Aufschlüsse geben, meinte Hadzikic.

Davon abgesehen durfte die Austria zufrieden in den Bus einsteigen. "Es ist wichtig, in der Tabelle vor Sturm zu sein", betonte Grünwald, der seinen Vertrag am Verteilerkreis erst Ende Jänner verlängert hatte. Der Kärntner blickte höchst optimistisch in die nähere Zukunft: "Wir stehen gut da und wollen mindestens Zweiter werden."