Diagnose Leukämie. Im Alter von 16 Jahren erhielt James Jeggo die Diagnose Blutkrebs. An seine erste Reaktion kann sich der heute 24-Jährige nicht mehr erinnern. Auch nicht daran, wie lange sein gedankliches Vakuum angehalten hat. Zwei Sekunden? Drei Minuten? Er weiß es nicht. Den zweiten Gedanken aber hat Jeggo verinnerlicht: "Ich will weiter Fußball spielen." Acht Monate Chemotherapie, acht Monate kein Fußball, acht Monate Unsicherheit, und acht Monate, in denen "ich sehr schnell erwachsen geworden bin", erzählt der dynamische Blondschopf.

An den Tod hat er keine Sekunde gedacht. "Ich war damals 16 Jahre, wollte nur wissen, was zu tun ist, wann ich wieder auf den Platz gehen kann. Gemma, sagte ich zu mir innerlich", erzählt er. Familie, Freunde, Fußball. Mehr brauchte er damals nicht, und mehr benötigt er auch heute nicht. "Ich bin nicht der Partytyp, sondern gerne zu Hause. Einmal in der Woche Essen gehen reicht mir und meiner Freundin", erzählt Jeggo.

Deutsch lernen auf dem Fußballplatz

An das Leben in Europa hat er sich schnell gewöhnt, schließlich wurde er in Wien geboren und lebte bis zu seinem elften Lebensjahr in der Bundeshauptstadt. "Ich bin in Wien geboren und verbrachte eine sehr schöne Zeit hier. Ich ging in eine englische Schule und sprach zu Hause Englisch, weil meine Eltern Engländer sind. Der Vater arbeitet in Wien für die UNO."

Deutsch lernte Jeggo auf dem Fußballplatz, beim SV Schwechat. Dort verbrachte er auch jede freie Minute. Bis zu diesem Tag, an dem die Familie Jeggo nach Australien auswanderte. Der Vater hatte einen neuen Job gefunden, die Familie – Mutter Tina sowie die Söhne James und Luc – folgte auf den fernen Kontinent. In Australien machte James dort weiter, wo er in Europa aufgehört hatte – dem Fußballspielen. Er schaffte es in die höchste australische Liga, spielte zuerst bei Melbourne Victory, dann bei Adelaide United. Seine Erkrankung hat er längst überstanden, und bis heute ist sie kein Thema mehr. Jeggo war schon immer einer, der nach Höherem strebte. "Ich liebe und genieße das Leben. Aber ich will immer mehr erreichen. Das war schon immer in mir drinnen. Und das hat mir auch bei meiner Erkrankung geholfen", sagt Jeggo. Das Wort "aufgeben" kennt er nicht.

Persönliche Weiterentwicklung

Er steuerte zurück nach Europa, weil er sich im Fußball weiterentwickeln wollte. "Die australische Liga ist zwar gut, aber viele Spieler sind allzu früh mit dem Erreichten zufrieden. Deshalb wollte ich persönlich einen weiteren Schritt gehen. Das Angebot von Sturm war sportlich perfekt für mich."

Der Fußball in Europa ist über den in Australien zu stellen. Und wie lebt es sich auf dem alten Kontinent? "Hier ist alles etwas stressiger, vor allem im Straßenverkehr. In Australien grüßen dich wildfremde Menschen beim Einkaufen und fragen, wie es dir geht. Das passiert dir hier nicht", stellt Jeggo fest. Jeggo fühlt sich aber als Australier, obwohl seine Eltern beide aus England kommen und er seine ersten elf Lebensjahre in Wien verbracht hat. "In Australien bin ich der Europäer. Hier in Europa bin ich der Australier. Damit komme ich aber gut zurecht", sagt er schmunzelnd.

Der Weltbürger

Weltbürger Jeggo ist ein ausgesprochener Familienmensch. Freundin Shannen – geborene Australierin und erfolgreiche Modebloggerin (shannenjai.com) – begleitete ihn nach Graz. "Das war mir sehr wichtig, weil man zu Hause Kraft tankt und Ablenkung findet vom Fußball." Bruder Luc lebt in Norwegen, spielt dort in der zweiten Liga beim SK Floro Fußball, seine Eltern verbringen ihre Pension in Australien. In Kontakt steht die "Familienbande" aber täglich. Mit dem Bruder wird regelmäßig telefoniert. "Mit Luc bin ich sehr eng, wir besprechen alles", sagt James. Mutter Tina schickt täglich SMS und ruft zweimal die Woche auf Facetime an.
In den kommenden Jahren möchte sich Jeggo sportlich noch weiterentwickeln und Erfolge mit dem SK Sturm sowie der australischen Nationalmannschaft feiern. Private Pläne bleiben geheim. Nur so viel: Nach der aktiven Karriere geht es zurück nach Australien, weil der Familienmensch Jeggo eine Familie gründen will.
Diagnose Hochzeit?