17. Mai 2012, letzte Bundesliga-Runde der Saison. Der Fünfte, Sturm Graz, empfängt den Vierten, Austria Wien. Es ist ganz klar: Wenn die Austria nicht siegt und die Admira überholt, dann sind die Tage von Ivica Vastic als Trainer der Veilchen - die sich die Saison zum 100. Vereinsjubiläum ganz anders vorgestellt haben - gezählt. Eine Niederlage würde bedeuten: Europacup verpasst. Im Falle des Erreichens des Europacups hätte sich Vastics Vertrag automatisch verlängert.

Erst kurz vor Weihnachten hat Vastic in Wien-Favoriten Karl Daxbacher beerbt. 19 Spiele lang durfte er die Geschicke der Bundesligamannschaft der Wiener Austria leiten.

"Ivica Vastic", donnerte es nach Schlusspfiff von der Nordkurve. Vastic blickte aus dem Kabinengang Richtung Norden des Stadions und winkte verhalten. Wissend, dass es ihm die Fans der Wiener Austria übel nehmen werden. Wissend, dass das eigentlich egal ist, weil Vastic nicht mehr Austria-Trainer sein wird.

Bei Sturm Graz war Franco Foda ein Monat davor nach dem Cup-Aus gegen Hartberg von den Geschäftsführern Paul Gludowatz und Christopher Houben beurlaubt worden. Thomas Kristl war Trainer - sein T-Shirt zierte ein Aufdruck: "Danke Franco".

Thomas Kristl
Thomas Kristl © GEPA pictures

Und Sturm gewann. Spät, aber doch. Für Sturm war das damals völlig egal. Die Admira stand im Europacup, Trainer Dietmar Kühbauer meinte nach der Partie: "Ein riesiges Dankeschön an Sturm, sie haben trotz verkorkster Saison Moral gezeigt. Dafür werde ich ihnen ein Fass Puntigamer-Bier schicken."

Boduls Festspiele

Roland Linz hatte die Wiener schon nach 22 Minuten in Führung gebracht. Darko Bodul konnte zuerst (67.) die violette Führung egalisieren. Und wie? Per Fallrückzieher.

Um dann später (86.) die Grazer in Front bringen. Den Schlusspunkt setzte in der 93. Minute Martin Ehrenreich.

Die Tage von Vastic bei der Wiener Austria waren tatsächlich gezählt. Am 30. Mai konnte Austria Wien Peter Stöger als neuen Chef-Trainer präsentieren - und nicht Foda, der einige Zeit als möglicher Kandidat gehandelt wurde. Der 50-jährige Mainzer unterschrieb damals beim 1. FC Kaiserslautern. Dass Peter Hyballa Interimstrainer Kristl folgen würde, war beim Sieg gegen die Austria bereits eine Woche lang klar.