Es sind dunkle Zeiten über den AFC Sunderland in England hereingebrochen. Nach dem Abstieg im letzten Jahr aus der Premier League, konnte der Traditionsklub mit dem Spitznamen "The Black Cats", auch in der zweiten englischen Liga nicht an alte Zeiten anschließen. Das sollte sich mit der Verpflichtung von Wales-Trainer Chris Coleman ändern. Dieser kam bei der Europameisterschaft 2016 in Frankreich mit seinen Walisern rund um Real-Madrid-Star Gareth Bale sensationell ins Semifinale. Dort unterlag Wales zwar dem späteren Sieger Portugal mit 0:2, es blieb jedoch bei einer Erfolgsstory für das kleine Land mit circa drei Millionen Einwohnern.

"Jemand wird diesen Klub aus der Krise führen"

Seine Antrittsrede in Sunderland machte den erfolgshungrigen Fans Hoffnung. Coleman wolle nur Leute im Verein, die "commited", also engagiert, sind. Mit nur einem Sieg, aber sieben Unentschieden und acht Niederlagen, stand Sunderland auch in der "Championship", der zweiten englischen Liga, am Tabellenende. "Jemand wird diesen Klub aus der Krise führen, ob das ich bin oder mein Nachfolger. Natürlich will ich das sein", erklärte Coleman. Seiner schwierigen Ausgangsposition war sich der Waliser jedoch stets bewusst: "Es ist noch nie etwas gutes aus der Komfortzone gekommen und ich weiß, dass ich in Sunderland, in keiner Komfortzone bin."

Und seinen Worten ließ der neue Trainer auch Taten folgen. Zwar ging sein Debüt gegen Aston Villa mit 1:2 verloren, doch bereits im zweiten Spiel gegen den direkten Konkurrenten Burton Albion, schlug Sunderland spät zu und gewann mit 2:0. "Der Verein ist noch immer groß", sagte Coleman. Er schien recht zu behalten. Zwei Wochen später gab es gegen Spitzen-Team Fulham den nächsten Sieg. Doch hinter den Kulissen brodelte es gewaltig.

Eigentümer will seinen Verein nicht mehr

Neben den sportlichen Ergebnisse liegen die Probleme in Sunderland noch tiefer. Klub-Eigentümer Ellis Short will den Verein nicht mehr haben. Seit 18 Monaten. Mittlerweile ist der Preis, laut der englischen Tageszeitung "The Guardian", auf 50 Millionen englische Pfund gesunken. Genau diese Summe schuldet der Verein seinem Eigentümer noch. Der FC Liverpool bezahlte im Winter über 70 Millionen Pfund für Southampton-Verteidiger Virgil van Dijk. Arsenal über 55 Millionen für BVB-Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang. Für den Traditionsverein Sunderland, der eine innige Rivalität mit Newcastle pflegt, findet sich aber kein Käufer.

Kein Geld für Spieler

Auch wenn die durch den gigantischen Fernsehvertrag reichen Premier-League-Vereine im Falle eines Abstiegs durch sogenannte "Parachute-Payments", also Zahlungen im Falle eines Abstiegs, abgesichert sind, fehlt es in Sunderland an Barem. Circa 140 Millionen Pfund, also über 160 Millionen Euro, an Schulden, hat der Verein laut der jährlichen UEFA-Überprüfung, angehäuft. Pro Woche kommen eine halbe Million Pfund an Schulden dazu. Colemans Trainer-Vorgänger Simon Grayson hatte nur etwas mehr als eine Million Pfund für Sommertransfers zur Verfügung. Für Coleman stand noch weniger zur Verfügung. Englische Top-Clubs haben circa das hundertfache an Transferbudget. Im Winter durfte der Waliser vier Spieler per Leihe holen. Bis jetzt überzeugte keiner der Neuen.

Sportlich fehlen nach 33 von 46 Runden nur drei Punkte auf das rettende Ufer. Wirtschaftlich ist selbst der anfangs überzeugte Coleman nicht mehr vollends überzeugt: "Wenn wir uns ernsthaft weiterentwickeln wollen, dann müssen wir Geld ausgeben." Etwas, dass unter Eigentümer Short, wohl nicht mehr passieren wird. Coleman ging noch weiter in die Offensive und schoss gegen den Eigentümer: "Ellis (Anm.: Short) will verkaufen und die Fans merken, dass seine Liebe für den Verein, vielleicht vergangen ist." Der Klub würde Leute brauchen, die ihn so sehr lieben, wie die eigenen Anhänger. Ob Chris Coleman den Wechsel zu Sunderland bereue, erwähnte er nie. Aber mehr denn je, braucht der Verein nun die angesprochenen "engagierten Leute".