Sie schlichen mit hängenden Köpfen vom Feld - kein Wunder: Der FC Salzburg hatte das Hinspiel des Europa-League-Halbfinales in Marseille gegen Olympique mit 0:2 (0:1) verloren. Das war das Negative. Das Positive: Das Spiel hat gezeigt, dass das nicht das Ende gewesen sein muss. Denn eigentlich war viel mehr drinnen. Und Salzburg-Trainer Marco Rose meinte auch: "Ich hab' das Gefühl, da ist noch was drin!"

Doch war auch dem Deutschen die Enttäuschung anzusehen. Vor allem darüber, dass ein klares Elferfoul an Stefan Lainer nicht gegeben wurde. "Sehr bitter! Wir hatten sie im Griff. Wir spielten eine ordentliche erste Halbzeit, müssen dann einen klaren Elfmeter bekommen. Ich glaube, dass wir ein sehr ordentliches Spiel gemacht. Wir hätten uns sicher ein Tor verdient." Und dann blickte er schnell wieder nach vor - auf das Rückspiel in einer Woche vor eigenem Publikum: " Am Donnerstag wird die Hütte sicher brennen! Wenn eines nicht zu unserer DNA gehört, dann ist das aufgeben!"

Der Gefoulte, Stefan Lainer, war sich ebenso sicher: "Das war ein klarer Elfer! Wir haben schon bewiesen, dass wir es können. Wir haben damals alles  reinhauen müssen, und auch im Rückspiel gegen Marseille müssen wir versuchen, an die 100 Prozent zu kommen!"  Aber das schottische Team rund um William Collum, der generell eine, sagen wir, rustikale Spielart mitunter großzügig durchgehen ließ, sah es eben anders.

Der Glaube an das Team

Und auch Valon Berisha, einer derjenigen, die immer vorangehen, blickt lieber positiv ins Rückspiel. Denn: "Unsere zweite Hälfte macht Hoffnung. Das war überragend. Leider haben wir kein Tor gemacht, einen Stangenschuss gehabt und einen klaren Elfmeter nicht bekommen. Im Rückspiel geht es um alles. Wir glauben an uns. Hoffentlich glaubt ihr auch an uns!"

Das Problem: Während Salzburg in diesem Spiel die gewohnte Präzision vermissen ließ, glänzte Marseille vor allem durch Effizienz. Denn die zwei Tore entsprangen vielleicht vier Chancen. "Marseille hat unsere kleinen Fehler voll ausgenützt, das ist eine megastarke Mannschaft", meinte auch Tormann Alexander Walke, der die Stimmung im Stadion treffend charakterisierte: "Eigentlich konnte ich nur mit mir selber reden, so laut war es."

"Ich habe dumm verteidigt"

Besonders bitter war der 0:1-Rückstand vor allem für Hannes Wolf: Der Steirer hatte erst gegen 18 Uhr erfahren, dass er von Beginn an dabei sein würde. Der 19-Jährige machte dann vor dem 0:1 das Foul, das zu dem Freistoß führte, den Olympique zu einem Tor machte. "Die Gegentore waren unnötige, wir hätten bessern machen können. Ich habe da dumm verteidigt." Aber er weiß auch: "Ich denke, wir waren auf Augenhöhe mit Marseille, wir hatten auch unsere Chancen. Es ist noch nichts verloren!"

Die Salzburger sind jedenfalls heiß auf das Rückspiel - da wollen sie zeigen, dass sie die körperliche Überlegenheit auch in Tore ummünzen könnten. Denn die Franzosen waren stehend k.o., litten schon nach 80 Minuten an Krämpfen.  Wie sagte Alexander Walke? "Es ist Halbzeit, die Chancen sind 50:50." Und das hatte der Deutsche schon nach dem 2:4 in Rom gegen Lazio behauptet.