Das wird in einer Woche ein ganz, ganz hartes Stück Arbeit für den FC  Salzburg, wenn der Traum vom Europa-League-Finale am Leben erhalten werden soll. Denn Österreichs Meister unterlag im Halbfinal-Hinspiel Olympique Marseille im Stade Velodrome mit 0:2 (0:1). Und damit braucht es nach dem "Wunder von Salzburg" gegen Lazio Rom wohl eine Wiederholung dieser Glanzleistung. Denn weil man ohne Auswärtstor blieb, muss Salzburg daheim schon zumindest drei Tore für den Aufstieg schießen. Die Tore für die Franzosen erzielten Thauvin (15.) und Njie (63.). Das Positive: Unmöglich scheint das nicht, denn Übermannschaft ist auch Marseille keine.

Man spürte schon den ganzen Tag über, welch Bedeutung dieses Spiel auch in Marseille hat. die 63.000 Fans feierten schon den ganzen Tag - Böller, Knallkörper und Bengalen inklusive. Polizei und Militär aber waren den ganzen Tag damit beschäftigt, alles unter Kontrolle zu halten. Und auch, wenn der Begriff "Hexenkessel" in letzter Zeit inflationär wird - im Stade Velodrome war es tatsächlich einer. Die 63.000 - von denen "nur" 700 aus Salzburg kamen - machten einen Höllenlärm, peitschten ihr Team nach vor. Und das zeigte durchaus Wirkung bei der Mannschaft von Salzburg-Trainer Marco Rose.

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Vielleicht war es die Wichtigkeit dieser Partie, vielleicht die Anspannung, die beiden Teams ein wenig von ihrer sonst mitunter vorhandenen Leichtigkeit nahm. Denn zunächst war dieses Spiel kein Leckerbissen fürs Auge. Viel Rasse, ja, aber Klasse? Blitze nur selten auf. Dann etwa, wenn Olympiques Dreh- und Angelpunkt Dimitri Payet am Ball war. Und sei es nur nach Freistößen, denn der 31-Jährige ist bei den Südfranzosen auch der "Herr der ruhenden Bälle".

Und davon gab es nach rund zehn Minuten einige. Zehn Minuten, in denen ein Abschluss aus Abseits-Position von Marseille noch der größte Höhepunkt war. Aber ungeschickte Fouls der Salzburger in Tornähe mehrten sich, zunächst machte Hee-Chan Hwang ein ungeschicktes Foul, dann auch Hannes Wolf, der für viele überraschend Xaver Schlager ersetzte.

Thauvin nutzte Fehler von Walke aus

Und dieses Foul am Strafraumeck sollte Folgen haben: Payet drehte den Ball einmal mehr gefährlich vors Tor, Alexander Walke schlief und verfehlte den Ball, Andreas Ulmer ebenso - und Florian Thauvin bedankte sich mit einem Treffer, den er auch mithilfe der Hand erzielte - doch er zählte. Es war schon der 34. Treffer, an dem Thauvin in dieser Saison unmittelbar für Marseille beteiligt war, 22 Mal war er es, der traf. Und nach 15 Minuten rannte Salzburg schon einem Rückstand hinterher.

Danach? War wieder alles so wie davor. Viele Zweikämpfe und - vor allem auf Salzburger Seite - noch viel mehr Konzentrations-, Flüchtigkeits- und Abspielfehler. Salzburg wollte, konnte aber offenbar nicht. Und damit gelang es auch nicht, Marseille im eigenen Stadion die Luft zu nehmen. Im Gegenteil: Wenn man bis zum Strafraum kam, war dort meist Endstation. Ein Solo von Munas Dabbur, bei dem er an der Torauslinie fidelte und ein Kopfball aus der resultierenden Ecke von DujeCaleta-Car (25.) waren schon der Höhepunkt der Gefühle. Kein Wunder, dass es mit dem 1:0 auch in die Pause ging.

Elfer vorenthalten

Doch trotzdem war zu sehen, dass Salzburg mithalten konnte, mitspielte. Und das zeigte der österreichische Meister auch in Hälfte zwei. Und wäre der Schiedsrichter mit Williams Collum kein Schotte, er hätte keine Ausrede, warum er in der 52. Minute nicht auf Elfer entschied. Denn Stefan Lainer wurde im Strafraum von Lopez attackiert und gelegt, Collum aber sah das wohl maximal als rustikal-schottischen Zweikampf. Dass Hannes Wolf nur kurz darauf allein vor Yohann Pelé zum Schuss kam, war da nur ein schwacher Trost. Denn Pelé drehte den Ball mit den Fingerspitzen über die Latte (53.)

Ansonsten? Hatte Salzburg das Spiel unter Kontrolle, Marseille kam kaum gefährlich vor das Tor von Walke. Das Problem: Nach wie vor fehlte dem Spiel des österreichischen Meisters die Präzision, um nachhaltig für Gefahr zu sorgen. Was Präzision heißt, zeigte dafür das Heimteam: Nach einem Konter über links und Zuspiel von Payet war es der eingewechselte Clinton Njie, der Walke keine Chance ließ und sein erstes Tor in der laufenden Europacup-Saison erzielte (63.).

Das Werkl läuft nicht rund, die Stange ist im Weg

Und dann? Wollte Salzburg, das war zu erkennen. Schlager kam für Wolf, Fredrik Gulbrandsen für den diesmal wirkungslosen Hwang. Aber so richtig rund lief das Werkl eben nicht. Wenn man zum Abschluss kam, wie Munas Dabbur in Minute 72, traf man viel, aber nicht das Tor. Das Problem: So oft kam man gar nicht zum Abschluss. Und weil die Präzision nach wie vor fehlte, reichte es Marseille aus, auf Fehler zu lauern und ansonst geschickt zu verteidigen. Was hilft es also, wenn die Salzburger nun mehr Ballbesitz hatten, scheinbar kontrollierten? Nichts - denn Zählbares blieb eben aus.

Bestes Beispiel, was den Unterschied ausmacht, wenn es eben nicht rund läuft?  Nach einer perfekten Flanke von Ulmer kommt Gulbrandsen zum Schuss, trifft den Ball aus elf Metern ebenso perfekt - aber eben nur die Stange statt das Tor. Und während Marseilles Torschütze Thauvin mit Krämpfen und entkräftet schon nach 80 Minuten vom Feld musste, probierte es Salzburg weiter. Allerdings ohne zählbaren Erfolg.

Das sagten die Spieler nach dem 0:2