Österreichs Jahrhundertfußballer Herbert Prohaska fliegt am Donnerstag mit seiner Frau nach New York auf Urlaub. "Weil sie Geburtstag hat", sagt der 61-jährige ORF-Chefanalytiker. Das bedeutet, dass der 84-fache Teamspieler, der 453 Meisterschaftsspiele für die Wiener Austria, 56 für Inter Mailand und 26 für AS Roma bestritt, am Donnerstag nicht im Stadio Olimpico sein wird, wenn die Römer die Wiener zum Europa-League-Duell bitten.

Roma gegen die Austria – schlagen da zwei Herzen in Ihrer Brust?
HERBERT PROHASKA: Nein. Ich war 18 Jahre bei der Austria und ein Jahr in Rom. Für mich gibt es nur die Austria. Aber ich bin ein Roma-Fan. Ich wünsche mir, dass beide Teams die ersten zwei Plätze in der Europa-League-Gruppe belegen und aufsteigen.

Roma wurde dreimal Meister. 1942, 2001 und . . . 1983, mit Ihnen. Antonello Venditti schrieb „Grazie Roma“, die Spieler wurden vergöttert. Sie sind eine lebende Legende.
PROHASKA: Mich erkennen auf der Straße nicht mehr viele, vielleicht zehn Prozent, ich schaue jetzt auch unauffälliger aus ohne die vielen Haare. Ich werde aber immer noch zu Legendenspielen eingeladen. Mit einem Jahr bei der Austria hätte ich keine Chance gehabt, eine Legende zu sein, in Österreich schon gar nicht.

Wie begegnen Ihnen Leute, die Sie erkennen?
PROHASKA: Immer noch mit unendlicher Dankbarkeit. Wir haben 41 Jahre gewartet, dass es passiert, sagen sie, bevor sie uns umarmen oder Fotos machen. Und definitiv: Das war für so einen super Verein viel zu lang. Sie sagen immer noch Grazie für den Meistertitel.

Sie haben nur 26 Spiele für Rom bestritten. Warum nicht mehr?
PROHASKA: 26 von 30. Bei drei war ich verletzt, einmal war etwas mit dem Nationalteam. Es durften damals in Italien nur zwei Ausländer pro Verein spielen. Ich bin klassisch übergeblieben.

Was heißt das?
PROHASKA: Falcaos Vertrag wurde während der Meisterschaft um drei Jahre verlängert. Als er merkte, dass wir Meister werden, wollte er finanziell nachbessern. Der Präsident hat Nein gesagt. Falcao ging heim nach Brasilien, Cerezo wurde statt seiner für drei Jahre geholt. Plötzlich hat Falcao auf den Vertrag gepocht. Meiner war nur für ein Jahr, mit der kürzesten Laufzeit aller drei Legionäre. Also wurde ich ausgezahlt. Das war für mich schlimmer als das 0:9 als Teamchef mit dem Nationalteam in Valencia.

Gab es keine Möglichkeit, als Meistermacher einen anderen Verein in Italien zu finden?
PROHASKA: Viele. Aber ich war zu stolz. Ich wollte heim. Ich wollte mit solchen Sklavenaktionen nichts mehr zu tun haben. Zwei Jahre später haben sie Falcao rausgehaut. Der Präsident hat angerufen und gesagt, dass es sein größter Fehler war, mich gehen zu lassen.

Tut es Ihnen leid, dass Sie das Spiel am Donnerstag versäumen?
PROHASKA: Klar hätte ich es gern gesehen, aber wir hatten die Reise nach New York schon lange vor der Auslosung gebucht.

Was wird die Zuschauer erwarten?
PROHASKA: Für Roma zählt nur die Meisterschaft oder die Champions League. Die Europa League rennt nebenbei mit. Sie werden nicht mit der Einsergarnitur spielen, aber trotzdem viel Qualität auf den Platz bringen. Die Fans dürfen sich auf jeden Fall auf Francesco Totti freuen, der in der Liga nicht zur Stamm-Elf zählt.

Auf das Phänomen Totti.
PROHASKA: Ja. Er ist seit 1993 bei Roma, seit er 16 ist. Ein Leben bei einem Verein! Er ist der größte Spieler in der Klubgeschichte.