Nach der 0:1-Niederlage von Rapid Wien in der Europa League bei Bilbao zog die spanische Presse massiv über Österreichs Rekordmeister her und schrieb unter anderem von einer "mickrigen" Rapid-Elf.

"Marca": "Athletic brachte in der Europa League wieder alles ins rechte Lot. Valverdes Burschen waren Rapid haushoch überlegen, einer mickrigen Mannschaft, die für ihr schwaches Auftreten bezahlen musste. Weil in San Mames werden derartige Leistungen belangt und Benat war diesmal der Vollstrecker. Selten wird Athletic eine Partie so dominieren können wie jene gegen die Österreicher, die an der Offensive keinerlei Interesse zeigten. Die Partie war ein Monolog, in dem Benat den Ton angab."

"AS": "Benats krachender Volley bedeutete den Sieg, der nur deshalb nicht höher ausfiel, weil Tormann Strebinger eine bemerkenswerte Partie spielte. Das Team von Valverde hatte das Heft von Beginn weg in der Hand mit klaren Chancen, um schon früher in Führung zu gehen."

"El Mundo Deportivo": "Die Löwen waren Rapid klar überlegen, mussten aber bis zum Schlusspfiff um den Sieg zittern. Chancen für ein Schützenfest gab es genug, doch fehlte auf den letzten Metern oft die Präzision. Die Österreicher machten ein sehr bemühtes Spiel. Obwohl sie sich in vielen Phasen von den Rot-Weißen überflügelt sahen, steckten sie nie auf."

"El Diario Vasco": "Athletic machte gegen ein schwaches Rapid-Team das in Sassuolo verlorene Terrain gut. Athletic kontrollierte das Spiel bis zum Schluss, war aber vielleicht zu wenig ambitioniert, um die Entscheidung mit einem weiteren Tor zu fixieren. Es überrascht, dass Rapid im Vorjahr die Gruppenphase vor Villareal gewinnen konnte. Wobei die Mannschaft dann im Achtelfinale von Valencia ja mit einem Gesamtscore von 10:0 überrollt wurde."

"El Pais": Athletic gewinnt gegen Rapid und findet den Weg nach Europa wieder. Rapid spielte offenbar ein 4-4-2-System, aber nur in der eigenen Hälfte. Die Mittellinie war wie ein elektrischer Zaun mit einem Riesenschild, auf dem Rapid las: "Achtung, Gefahr! Nicht betreten!" oder vielleicht "Bissiger Hund!". Jedenfalls ergoss sich eine Sturmflut über Rapid, eine langsame und bewegungsarme Mannschaft. Sie war freilich gut organisiert, wirkte aber äußerst mechanisch, mit Ausnahme von Schaub, der als einziger mehr Mensch als Maschine zu sein schien."

Zwiespältige Gefühle

Bei den Rapidlern selbst hatte das 0:1 zwiespältige Gefühle ausgelöst. Zwar war nach der Niederlage gegen die Basken die Enttäuschung spürbar, allerdings herrschte auch eine gewisse Zufriedenheit darüber, dem Top-Favoriten der Gruppe F über weite Strecken halbwegs Paroli geboten zu haben.

Dank einer soliden Darbietung in der Defensive gerieten die Hütteldorfer nie in Gefahr, in ein Debakel wie beim 0:6 in Valencia im vergangenen Februar zu laufen. Das Spiel nach vorne funktionierte jedoch nicht wie erhofft. "Wir sind vernünftig aufgetreten, doch Athletic hat verdient gewonnen", lautete das Resümee von Trainer Mike Büskens.

Der Deutsche hob noch einmal die Qualitäten des spanischen Tabellenfünften hervor. "Bilbao hat nicht umsonst zuletzt viermal hintereinander in der Liga gewonnen, von daher war unsere Leistung an sich in Ordnung. Ich hätte mir aber gewünscht, dass wir in Umschaltsituationen mutiger und genauer sind", erklärte Büskens.

Spanier schalteten zurück

Etwas besser kamen die Wiener erst ins Spiel, als sich die Bilbao-Profis nach dem entscheidenden Tor durch Benat Etxebarria in der 59. Minute weiter zurückzogen und ihre Kräfte zu schwinden begannen. "Da sind wir mutiger in unseren Aktionen geworden", meinte Büskens.

Möglicherweise hatte die Steigerung auch mit der Einwechslung von Steffen Hofmann zu tun. "Er hat es ordentlich gemacht", sagte der Rapid-Coach über den Kapitän. "Er ist in einer Phase ins Spiel gekommen, als Athletic dem hohen Tempo Tribut zollen musste und hat das Spiel beruhigt."

Lob gab es auch für Goalie Richard Strebinger, der mit einigen Glanzparaden eine höhere Niederlage verhinderte. "Er hat es wieder sehr gut gemacht und seine Leistungen der letzten Wochen bestätigt", erklärte Büskens.

Strebinger selbst gab sich bescheiden. "Ich versuche nur, der Mannschaft zu helfen", sagte der frühere Werder-Bremen-Legionär und ergänzte: "Ganz zufrieden kann man nie sein, wenn man verliert." Trotzdem gab es laut Strebinger auch positive Aspekte. "Solche Spiele bringen uns weiter, auch wenn wir verloren haben."

Kuriose Szene

Der 23-Jähriger war einer der Hauptdarsteller einer überaus kuriosen Situation kurz vor der Pause, als der französische Schiedsrichter Tony Chapron zunächst Tor für Bilbao, dann Elfmeter für die Gastgeber und schließlich Freistoß für Rapid gab. Wie die TV-Bilder bewiesen, war die letzte Entscheidung die richtige, weil die Spanier gleich zweimal im Abseits gestanden waren. Strebingers Gelbe Karte für sein angebliches Strafstoßfoul wurde nach Angaben des Niederösterreichers zurückgenommen.

"Ich kann dem Schiedsrichter nur ein großes Kompliment aussprechen, dass er so cool geblieben ist", erklärte Strebinger. Über den Weg zur finalen Entscheidungsfindung war man sich bei Rapid nicht ganz im Klaren. Christoph Schößwendter etwa vermutete, dass der Linienrichter nach anfänglicher Zurückhaltung schließlich doch noch die Courage hatte, den Hauptschiedsrichter vom Vorliegen einer Abseitsstellung zu überzeugen.

Büskens Mannschaft hält nun nach zwei Partien ebenso wie die weiteren Gruppengegner Bilbao, Sassuolo und Genk bei drei Punkten. "Wir fangen mehr oder weniger wieder bei Null an", sagte Büskens. Der nächste internationale Auftritt steigt am 20. Oktober mit dem Heimspiel gegen Sassuolo, auf nationaler Ebene geht es am Sonntag auswärts gegen die SV Ried weiter.