Im Sommer wechseln die deutschen Teamspieler Niklas Süle und Sebastian Rudy von der TSG 1899 Hoffenheim zum FC Bayern München. Rudy, universell einsetzbar und 26 Jahre alt, wechselt ablösefrei an die Säbener Straße. Süle, 1,95 Meter groß und eines der größten Abwehrtalente in Deutschland, unterschreibt einen Fünfjahresvertrag und soll 20 Millionen Euro plus eventueller Bonuszahlungen in die Klubkasse des Tabellenfünften spülen.

Die Verpflichtung von Süle zeigt einmal mehr das größte Problem der Bayern. Im Kader von Trainer Carlo Ancelotti stehen nämlich mit Philipp Lahm und Thomas Müller gerade einmal zwei Eigengewächse. David Alaba stieß immerhin schon mit 16 Jahren zum Champions-League-Sieger von 2013. Mats Hummels durchlief zwar sämtliche Nachwuchsmannschaften im Klub, bekam aber ebenso keine Chance, weshalb er mit 19 Jahren zu Dortmund ging und dort zum Weltklasseverteidiger reifte. Im vorigen Sommer folgte die Rückkehr in die Heimat.

Die Nachwuchsarbeit bei den Bayern ist de facto nicht vorhanden. Die besten Talente versuchen in jungen Jahren ihr Glück bei anderen Vereinen wie Hoffenheim, Schalke oder Wolfsburg. Besser sind die Aussichten, den Durchbruch zu schaffen. Hinzu kommt: Der letzte Bayern-Trainer, der ein Gespür für die Jugend hatte, war Louis van Gaal. Er zog Müller und Alaba hoch zu den Profis. Eine gute Entscheidung angesichts der heutigen Marktwerte (75 Millionen bei Müller, 45 Millionen bei Alaba).

Damals war der Erfolg der Bayern gerade überschaubar. Stetig steigerte sich der Branchenführer Deutschlands und wurde zum internationalen Aushängeschild neben Real und Barcelona. Umsätze und Einnahmen ließen das Klubkonto wachsen. So wurden vor allem unter Pep Guardiola Millionen in die Hand genommen, um nicht fertige Spieler wie Thiago, Douglas Costa, Mario Götze, Kingsley Coman oder Juan Bernat zu holen als dem Eigenbau rund um Pierre-Emile Höjbjerg, Emre Can, Mitchell Weiser, Gianluca Gaudino oder Alessandro Schöpf die Chance zu geben.

Bayern will Nachwuchs-Experten

Das soll sich laut Bayern-Präsident Uli Hoeneß ändern. So soll Ernst Tanner Sportlicher Leiter des neuen Nachwuchsleistungszentrums werden. Tanner übt derzeit das Amt des Nachwuchs-Chefs bei Red Bull Salzburg aus, hat damit auch bei Leipzig entscheidenden Anteil am Erfolg. Vor allem bei Dayot Upamecano, der von Salzburg nach Leipzig gewechselt ist, pfuschte Tanner ordentlich ins Handwerk. Als der Franzose im Sommer 2015 nach Salzburg kam, wollte ihn der FC Bayern noch am Flughafen zu einem Wechsel nach München überzeugen. Ohne Erfolg. Vielleicht ändert sich das ja schon bald.