Die Rache der Journalisten an den Politikern ist das Archiv – heißt es. Im Fall von Mohamed Salah kann das Archiv jedoch auch als Rache an Journalisten herangezogen werden. Von zahlreichen Fußball-Experten wurde der 25-Jährige im vergangenen Juni, als der Wechsel des Ägypters vom AS Roma zum FC Liverpool feststand, allzu vorschnell als "teurer Fehlkauf" bezeichnet. Vor allem die englischen Medien hätten es als finanziell und sportlich effizienter erachtet, wenn die 42 Millionen Euro, die als Ablöse von der Anfield Road in die Ewige Stadt wanderten, in die "Problemzone Verteidigung" investiert worden wären. Spätestens seit dem späten Sonntagabend sollten nun aber auch die letzten Kritiker – vorausgesetzt, es gab überhaupt noch welche – verstummt sein: Denn da wurde der Toptorjäger der Premier League durch die Professional Footballers’ Association (PFA) zum Fußballer des Jahres in England gewählt. Noch vor Superstars wie Harry Kane (Tottenham Hotspur), David De Gea (Manchester United), Kevin De Bruyne, David Silva und den deutschen Nationalspieler Leroy Sané (alle Manchester City).

Auch heute Abend steht der technisch beschlagene Dribbler, der als einer der Wunschspieler von Liverpool-Trainer Jürgen Klopp geholt wurde, im Fokus. 29 Tore in 65 Spielen erzielte Salah in seinen zwei Saisonen in der italienischen Hauptstadt, in Liverpool konnte er diesen Wert noch einmal deutlich steigern: 41 Tore in 46 Pflichtspielen hat der Linksfuß bereits auf dem Konto. Den Rekord der meisten Premier-League-Tore in einer Saison stellte "Mo" am Samstag beim 2:2 gegen West Bromwich Albion mit seinem 31. Treffer bereits ein. "Es sind jetzt noch drei Spiele in der Meisterschaft zu spielen, ich will eine neue Bestmarke aufstellen, das würde mir viel bedeuten", lässt er dazu wissen. Nur zu gerne würde Salah auch seinen Ex-Klub aus dem Bewerb kegeln.

Wie Sturmkollege Roberto Firmino hat Salah bisher acht CL-Saisontore erzielt. Edin Dzeko hält als bester Roma-Akteur bei deren sechs. So groß die Offensivpower von Liverpools Dreiersturm mit Salah, Firmino und dem Ex-Salzburger Sadio Mane auch ist – in der Abwehr präsentiert sich das Klopp-Team häufig wenig sattelfest. "Es gibt keinen Grund zur Panik", beruhigte Virgil van Dijk, der mit rund 85 Millionen Euro Ablöse teuerste Verteidiger der Welt. Der Niederländer hat Liverpools Defensive seit seinem Rekordtransfer im Winter zumindest einigermaßen stabilisiert.
Liverpool ist sieben Pflichtspiele ungeschlagen, aber auch die Roma hat sich seit der 3:0-Sensation im Viertelfinal-Rückspiel gegen den FC Barcelona (Hinspiel 1:4) in der Liga in guter Verfassung präsentiert. In der Champions League gelang den Römern in dieser Saison allerdings erst ein Auswärtssieg, noch dazu fehlen Aleksandar Kolarov, Rick Karsdorp und Gregoire Defrel verletzt. Liverpool muss weiterhin auf Joel Matip, Emre Can und Adam Lallana verzichten.