Der König schlägt die Dame. Was sich nach einem Duell auf dem Schachbrett anhört, begann tatsächlich mit einem Schachzug. Denn Zinedine Zidane wollte für das große Finale einen Cristiano Ronaldo in Topform. Der Trainer von Real Madrid, den „Königlichen“, griff vor dem Champions-League-Endspiel in Cardiff zu einer selten gesehenen Maßnahme: Er schonte den Portugiesen.

Der große Star, der Ausnahmekönner Cristiano Ronaldo, musste pausieren. „Auch er muss manchmal weniger spielen“, erklärte Zidane. „Nicht, weil er nicht fit wäre. Sondern, weil er in Topform in das Saisonfinale gehen will, wenn es um alles geht.“ Und er tat scheinbar gut damit. „Ich bin körperlich auf dem besten Niveau seit Jahren, weil ich weniger gespielt habe. Das ist die Intelligenz von Zidane“, lobte Ronaldo seinen Trainer.

Wenn jemand bei Real Madrid im Mittelpunkt steht, ist es stets Cristiano Ronaldo. Der Portugiese war es, der seinem Klub mit zwei Treffern einen Eintrag in die Geschichtsbücher ebnete. Die Königlichen sind das erste Team in der Geschichte der Champions League, das den Titel in der Champions League verteidigen konnte.

Ronaldo in einen elitären Kreis aufgenommen

Mit den beiden Toren ist Ronaldo der Torschützenkönig dieser Champions-League-Saison – und das schon zum sechsten Mal. Zudem steigt der „Man of the Match“ des Endspiels in einen elitären Klub auf; in jenen der Vierfachsieger in der Königsklasse. Erst fünf Spieler (Clarence Seedorf, Andres Iniesta, Lionel Messi, Gerard Pique und Xavi) stemmten die Trophäe vier Mal in die Höhe – nach 2008, 2014, 2016 nun auch Ronaldo. Und: Der 32-Jährige zeichnet dafür verantwortlich, dass das „Weiße Ballett“ das einzige Team ist, das in der Champions League mehr als 500 Tore erzielt hat – 502 an der Zahl, 105 Tore kamen von ihm.

Ronaldo sank mit dem Schlusspfiff auf die Knie. Er war sichtbar überwältigt, nicht nur vom jüngsten Triumph, wohl auch vom vergangenen Jahr. Denn mit zwei Champions-League-Siegen, einem Europameistertitel, einem nationalen Meistertitel und einem Ballon d’Or hat er, gelinde gesagt, nicht viel verloren.

Er war es längst, ein Mann der Superlative, nach dem 2. Juni 2017 ist er es vielleicht noch ein Stück mehr. „Ich bin wirklich überglücklich“, waren seine ersten Worte, „dafür habe ich hart gearbeitet. Und große Titel gewinnt man nur so.“ Toni Kroos unterstrich die Bedeutung des Mannes aus Funchal: „Er ist unfassbar. Er hat uns ab dem Viertelfinale durch alle Runden geschossen. Unglaublich, was er für uns leistet.“ Und Ronaldo? Leitete das Lob an Zidane weiter: „Er hat unglaubliche Arbeit geleistet“, sagte er und meinte wohl auch seine Schonung für das große Endspiel. Die Königlichen schlugen die Alte Dame. Ein Schachzug.