Was für Real Madrid spricht:

Eines vorweg: Dass der Aufstieg von Real Madrid ins Halbfinale heute keine Formsache, sondern eine harte Aufgabe wird, liegt einzig und alleine daran, dass die „Königlichen“ beim 2:1 in München zu viele Chancen ausgelassen haben – teils stümperhaft, teils weil Manuel Neuer eben der beste Tormann der Welt ist. Daran, dass es heute dennoch nur einen Sieger geben kann, will in der spanischen Hauptstadt niemand Zweifel aufkommen lassen.

Schon alleine die Heimbilanz von Cristiano Ronaldo und Co. sollte die ohnehin breite Brust des spanischen Tabellenführers noch einmal vergrößern: Von den letzten 40 Heimspielen (seit der Saison 2010/2011) in der Königsliga wurden 34 gewonnen. Verloren wurde nur zwei Mal. Und auch Angstgegner ist Bayern für Real längst keiner mehr – vor allem nicht im Bernabeu-Stadion. Die vergangenen fünf Heimspiele gegen den deutschen Rekordmeister wurden (nach regulärer Zeit) allesamt gewonnen. Auch Bayern-Trainer Carlo Ancelotti kann ein Trumpf für Real auf dem Weg zur Titelverteidigung sein. Warum? Weil Real-Trainer Zinedine Zidane aus seiner Zeit als Co-Trainer von Ancelotti genau weiß, wie der Italiener in großen Spielen tickt. Zidane, schon als Spieler ein Genie, ist auch als Trainer klug genug, um daraus einen Vorteil für sich und seine Mannschaft ziehen zu können.

Apropos Genie(s): Davon hat Real einige. Allen voran Ex-Bayern-Spieler und Mittelfeldstratege Toni Kroos. Oder Kapitän Sergio Ramos, der in wichtigen Spielen immer seinen Kopf hinhält – und dann fast immer jubelnd abdreht.

Was für Bayern München spricht:

Die Bayern haben vier Pflichtspiele in Folge gegen Real Madrid verloren. Drei Mal davon erzielte Cristiano Ronaldo einen Doppelpack. Den Weltfußballer aus dem Spiel zu nehmen, wäre also die einfachste Taktik. Blöd nur, dass dies unmöglich ist. Deshalb sollten die Deutschen nur auf sich schauen. Im Hinspiel war nicht alles schlecht. Ab der zehnten Minute dominierten die Bayern bis zur Pause. Sie stellten Reals überragendes Mittelfeld rund um Toni Kroos kalt, sodass das Offensiv-Trio mit Karim Benzema, Gareth Bale und Ronaldo völlig abgemeldet war. Mit dem verschossenen Vidal-Elfer riss der Faden.

Heute muss genau an diese 35 Minuten angeschlossen werden. Das wird auch gelingen. Denn mit Robert Lewandowski, dem besten Stürmer der Welt, wird die Bayern-Elf heute nicht mehr wiederzuerkennen sein. Der Pole sorgt für Entlastung, kann Bälle halten und technisch versiert weiterverarbeiten – im Gegensatz zu Thomas Müller im Hinspiel. Der kann Weltklasse sein, aber als Solospitze ließ er eher den Eindruck erwecken, als ob die Bayern nur zu zehnt (später zu neunt) agierten.
Dass Manuel Neuer der beste Goalie der Welt ist, hat er schon im Hinspiel eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Sollten Mats Hummels und Jerome Boateng heute fit in die Innenverteidigung zurückkehren, hinkt Real auch im (ständig für Gegentore anfälligen) Abwehrverbund hinterher.

Ein großes Plus sitzt auch auf der Trainerbank. Carlo Ancelotti wird Zinedine Zidane zeigen, wer der wahre Meister ist. Und überhaupt: Real gewann im Vorjahr. Seit Gründung der Champions League 1992/93 gelang noch keinem Klub die Titelverteidigung. Die Bayern wollen bereits heute diese Serie fortsetzen.