Marco Reus war sichtlich bewegt. Spektakulärer hätte die halbjährige Leidenszeit des Dortmunder Dauerpatienten kaum enden können. "Auf diesen Moment habe ich hingefiebert", kommentierte der 27-Jährige sein furioses Comeback beim historischen 8:4-Heimsieg der Borussia gegen Legia Warschau. Selbst die lange Wartezeit bei der anschließenden Dopingprobe konnte die glänzende Laune nicht trüben.

Mit dem Ball unter dem Arm verließ Reus nach Mitternacht das Stadion. "Der bekommt bei mir einen Ehrenplatz. Ich werde alle unterschreiben lassen", betonte der mit zwei  Toren und zwei Assists überragende Mann der mit zwölf Treffern torreichsten Partie der Champions-League-Geschichte. Lange Zeit wurde der Deutsche als dreifacher Torschütze gewertet. Die UEFA wertet den dritten Treffer von Reus allerdings als Eigentor.

185 Tage Pause

185 Tage nach seinem letzten Auftritt im Cup-Finale gegen den FC Bayern München spielte der deutsche Internationale groß auf. Und das, obwohl er in dieser Saison wegen einer hartnäckigen Schambeinentzündung noch keine Testspielminute bestritten hatte. Mit schelmischem Lächeln ließ Reus die Gala Revue passieren: "So stellt man sich eine Rückkehr nach so langer Zeit vor."

Die Genesung von Reus kommt für den BVB zur rechten Zeit. Schließlich steht bis zur Winterpause ein schweres Restprogramm mit Spielen bei den formstarken Teams aus Frankfurt, Köln und Hoffenheim an. "Das ist sehr außergewöhnlich", befand Trainer Thomas Tuchel, "eine fantastische Leistung, die seine Qualität unterstreicht, die uns seit Monaten gefehlt hat. Wir haben ihn schmerzlich vermisst."

Offensiv furios, defensiv desolat

Weitere BVB-Treffer von Shinji Kagawa (2), Nuri Sahin, Ousmane Dembele und Felix Passlack sowie die desolate Dortmunder Abwehr trugen dazu bei, dass die 13 Jahre alte Bestmarke in der Königsklasse beim Duell zwischen AS Monaco und Deportivo La Coruna (Endstand 8:3) übertroffen wurde.

Fast wäre der neuerliche Kantersieg über den polnischen Meister, der schon das Hinspiel vor eigenem Publikum 0:6 verloren hatte, mit dem vorzeitigen Gruppensieg belohnt worden. Doch nach dem späten Treffer von Titelverteidiger Real Madrid zum 2:1-Erfolg bei Sporting Lissabon kommt es nun im abschließenden Match am 7. Dezember in Spaniens Hauptstadt zum Endspiel. Dortmund reist mit zwei Zählern Vorsprung zum Duell mit Cristiano Ronaldo und Co.

Ohne eine bessere Defensive dürfte in Madrid aber nichts zu holen sein, auch wenn der walisische Real-Superstar Gareth Bale wegen einer in Lissabon erlittenen Verletzung am rechten Knöchel möglicherweise länger ausfällt. Bale erlitt eine Sehnenverletzung im rechten Knöchel. Das ergab eine Untersuchung im Sanitas La Moraleja University Hospital am Mittwoch. Wie lange der Waliser pausieren muss, ist offen, es ist aber mehr als fraglich, ob er rechtzeitig für den Clasico am 3. Dezember gegen den FC Barcelona fit wird.

Gleich vier Treffer musste der für den verletzten Einser-Tormann Roman Bürki eingesetzte Roman Weidenfeller hinnehmen. "Es war heute für jeden Zuschauer toll, im Stadion gewesen zu sein. Aber für mich als Torhüter war der Abend bescheiden", klagte der Schlussmann. "Ich kam mir etwas fehl am Platze vor."