Für Brasiliens Auswahltrainer Tite ist das Testspiel gegen Weltmeister Deutschland heute Abend (20.45 Uhr/live ZDF) sportlich und emotional sehr wichtig. "Das hat psychologisch eine sehr große Bedeutung, da muss man sich gar nichts vormachen. Das 7:1 von der WM ist ein Gespenst", sagte der 56-Jährige dem "Kicker" (Montag).

"Wer sich eine Abfuhr einfängt, vergisst diese nicht. Das ist lehrreich", meinte Tite im Rückblick auf die Niederlage im Halbfinale der WM 2014. Die "Wunde ist noch immer offen. Dieses Länderspiel in Berlin ist auch Teil des Prozesses der Vernarbung." Der Prozess findet jedenfalls auf höchster Ebene statt. Mehr WM-Titel auf einmal geht nicht: Rekordhalter Brasilien ist fünffacher, Deutschland vierfacher Weltmeister.

Hummels: "Das ist vorbei"

Brasiliens Dani Alves (links) mit Teamchef Tite
Brasiliens Dani Alves (links) mit Teamchef Tite © AP

Den deutschen Kickern war vor der Neuauflage des Duells jedenfalls nicht nach nostalgischen Ausflügen zumute. "Nein, das ist vorbei", sagte Mats Hummels, der bei der Demütigung 2014, bei der man schon zur Pause 5:0 führte, dabei war. Der Innenverteidiger betonte vielmehr die Klasse des Gegners. "Brasilien ist ein weiterer Favorit auf den Titel, der uns erwartet. Es wird wieder ein sehr guter Härtetest", betonte Hummels.

Wie beim WM-Duell vor vier Jahren wird auch dieses Mal der brasilianische Superstar Neymar verletzt fehlen. "Natürlich macht es einen großen Unterschied, ob Neymar spielen kann. Jeder kennt seine Qualitäten", sagte Tormann Marc-Andre ter Stegen. Allerdings: So abhängig wie vor vier Jahren sei die brasilianische Elf nicht mehr von den Künsten des teuersten Fußballspielers der Welt, bemerkte Ilkay Gündogan.

Der Manchester City-Profi soll wie sein Clubkollege Leroy Sane und der Hertha-Linksverteidiger Marvin Plattenhardt im Vergleich zum 1:1 gegen Spanien neu in Jogi Löws Startelf rücken. Der ehemalige Austria- und FC-Tirol-Trainer erwartet die Brasilianer im mit über 70.000 Zuschauern ausverkauften Berliner Olympiastadion "wesentlich stärker" als bei der Heim-WM. Ähnlich äußerte sich Toni Kroos: "Ich finde Brasilien heute zwei Klassen besser als 2014."

Gelegenheit zur Wiedergutmachung hat auch Frankreich, das in St. Petersburg auf WM-Gastgeber Russland trifft. Das 2:3 gegen die Niederlande ließ am Freitagabend in St. Denis einen leicht gereizten Didier Deschamps zurück. "Ich hatte das Gefühl, dass die Spieler nicht den Anforderungen von Spitzenfußball entsprochen haben", sagte der Coach von "Les Bleus". "Die Niederlage muss ein Weckruf sein."