Der Missbrauchsskandal im britischen Fußball weitet sich aus. Bei einer speziell dafür eingerichteten Hotline hätten in der ersten Woche bereits 860 Menschen angerufen, teilte die Kinderschutzorganisation NSPCC am Donnerstag in London mit. Der Chef der Organisation, Peter Wanless, sprach von einem "erschütternden Anstieg". Er zeigte das "besorgniserregende Ausmaß von Missbrauch" im Sport.

Mehrere ehemalige Profifußballer hatten zuvor ihren Jugendtrainern öffentlich sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Dazu zählt auch der frühere Profi Andy Woodward, der der Presse vom jahrelangen Missbrauch durch einen Jugendtrainer erzählte. Die Polizei ermittelt in mehreren Fällen, der englische Fußballverband (FA) kündigte eine interne Untersuchung an.

Nachforschungen betrieben

Mehrere Fußballclubs betreiben eigene Nachforschungen, darunter auch Chelsea mit Blick auf möglichen Missbrauch in den 1970er-Jahren. Zu den Unterstützern der Hotline zählt auch Englands Star Wayne Rooney. "Es ist wichtig zu wissen, dass Hilfe verfügbar ist und keiner im Stillen leiden muss", sagte der Kapitän von Manchester United.

Die britische Generalstaatsanwaltschaft hatte erst Dienstag mitgeteilt, dass ein früherer Jugendtrainer wegen Übergriffen auf ein Kind angeklagt wird. Der 62-Jährige galt in den 80er- und 90er-Jahren als erfolgreicher und gut vernetzter Talentscout und arbeitete unter anderem für den englischen Viertligisten Crewe Alexandra. In diese Zeit sollen die Vergehen fallen, die die jetzige Anklage betreffen. Er saß bereits früher mehrfach wegen sexueller Übergriffe auf Minderjährige im Gefängnis. Medienberichten zufolge bezeichnete sich der Mann vor Gericht selbst einmal als "Monster".