Auf der einen Seite liegen Einfamilienhäuser, auf der anderen sprießt Mais auf einem Acker. Dazwischen, im Freibad des südoststeirischen Gnas, ist der Trubel groß. In einem überdachten Anbau neben dem Schwimmbecken prangt ein Foto von Sarah Puntigam auf einem rot-weiß-rot angestrichenen Banner. Denn in Gnas, im Ortsteil Raning, ist die 24-jährige Steirerin aufgewachsen. „Wir sind stolz auf dich!“ leuchtet in Großbuchstaben von der Leinwand, die gleich daneben hängt.

Gute Stimmung bei sengender Hitze

Stolz sind auch die rund 250 Fans. Und plötzlich auch ganz leise, als sich Puntigam die Kugel schnappt und zum Elfmeterpunkt läuft - bis laute Schreie die Stille zerreißen: Die Mittelfeldspielerin vergibt. „Das tut doppelt weh“, seufzt Sarahs Onkel Andreas Tropper, der mit Ehefrau Maria und Sohn Jakob zusammensteht.

Der guten Stimmung tut das aber nichts. Trotz sengender Hitze in dem abgedunkelten Anbau vergnügt sich kaum jemand im Wasser. Die Menge grölt immer weiter, vor allem, als Manuela Zinsberger wiederholt alle dänischen Schussversuche aus den Ecken fischt. „Die Damen sind super!“, ruft Doris Scheucher aus Krusdorf bei Straden, "ein Sieg ist möglich. Hoffen wirs!"

"Wir zittern mit!"

Das tun auch Walter und Sonja Puntigam aus Obergnas - und nein, die beiden sind nicht mit Mittelfeldspielerin Sarah verwandt: "Wir zittern mit!" Alois Gutmann, der einen Sitzplatz ergattert hat, dreht sich auf der nahen Bierbank um und nickt. "Man kennt Sarah in Gnas, ich kenne auch ihre Eltern. Die Schnaderbecks kenn ich auch gut. Ich fiebere da noch mehr mit“, sagt er und nimmt einen Schluck. 

Mit jeder Minute, die in der Verlängerung torlos vergeht, werden die Gnaser unruhiger. Doch sie lachen und klatschen, sie freuen sich. „120 Minuten ohne Tor, Halbfinale. Was will man mehr?“, fragt Andreas Schantl. Die Menge applaudiert auch, als das Märchen zu Ende geht. „Wir sind traurig, aber sehr stolz auf Sarah", sagt Sarahs Tante Theresia Blattl und zuckt mit den Schultern.