China ist ein Fußballentwicklungsland – und will Weltmeister werden. Das ist der große Traum von Staatspräsident und Fußballfan Xi Jinping. Der Klubfußball ist finanziell bereits an der Spitze angekommen und sticht sogar die englische Premier League auf dem Transfermarkt aus. Jetzt soll das Nationalteam mit dem neuen Trainer Marcello Lippi für Furore sorgen. Der Italiener gewann mit der Squadra Azzurra 2006 den WM-Titel und mit Juventus 1996 die Champions League. Seit Oktober coacht er die chinesische Auswahl. Im Land wurde an mehr als 20.000 Schulen Fußball zum Schwerpunkt. Das Prestigeobjekt steht im Süden Chinas in Qingyuan: die mit Abstand größte Fußballschule der Welt.

Die neue Sportdoku "Die Milliarden-Mission: China erobert die Fußballwelt" von Toni Oberndorfer zeigt heute im Anschluss an "Sport am Sonntag" (ORF eins, 19.15 Uhr), ein Land, das den Fußball entdeckt. Zu Wort kommen u. a. Stürmer Alan, der bis 2015 bei Salzburg kickte und seither für Guangzhou Evergrande auf Torjagd geht, Rubin Okotie, seit Sommer 2016 bei Beijing Enterprises, Ex-Peking-Legionär Roland Kirchler sowie Jiangnan Liu, Direktor der Fußballakademie in Qingyuan und hochrangige chinesische Sport-Funktionäre.

Alan damals noch im Salzburg-Trikot
Alan damals noch im Salzburg-Trikot © APA/KRUGFOTO

Alan, der 14 Tore in der Saison 2016 für Meister Guangzhou Evergrande erzielte, sagt über seine neue sportliche Heimat: "Das Niveau der Liga ist überraschend hoch. Das hat mich selbst positiv überrascht. Speziell in meiner Mannschaft. Da spielen viele chinesische Nationalspieler. Die Liga ist gut und sie wächst. Es kommen viele namhafte Spieler aus dem Ausland hierher. China hat enormes Potenzial."

Roland Kirchler war 2002 Legionär bei Beijing Goan und erinnert sich an eine abenteuerliche Phase in seiner Karriere: "Von Taktik angefangen über das Trainingszentrum - es war alles richtig steinzeitmäßig. Der Klub hat meinen Reisepass gehabt und hat mir plötzlich nahegelegt, ich soll unterschreiben sonst . . . Ich hab mich schon in einer dunklen Gasse verschwinden gesehen in China. Das war nicht lustig, waren kriminelle Züge, auch die Drohung: Wenn ich nicht unterschreib, krieg ich meinen Reisepass nicht mehr."

Marcello Lippi coacht seit Oktober China
Marcello Lippi coacht seit Oktober China © APA/AFP/Stringer

Rubin Okotie kickt seit Sommer bei Beijing Enterprises: "China ist ein Riesenland und hat ein Riesenpotenzial. Aber es gibt enormen Aufholbedarf. Man merkt, wieviel sie in die Nachwuchsarbeit und Akademien investieren. Die Arbeit kann Früchte tragen. Natürlich war mir klar, wenn ich nach China gehe, dass ich nicht so im Fokus bin. Aber es kann schnell gehen im Fußball. Natürlich ist das Nationalteam im Hinterkopf."

Und was meint Jiangnan Liu, Direktor der Fußball-Akademie Evergrande in Qingyuan: "Unser Präsident Xi Jinping hat einen Traum: Dass China einmal der Gastgeber einer WM sein soll, sich wieder für eine WM qualifizieren soll und wohl das am schwierigsten zu erreichende Ziel: einmal Fußball-Weltmeister zu werden!"