Österreichs Teamtorhüter Helge Payer hatte am Montag starke Schmerzen verpürt und war nach der Überstellung ins Wiener Wilhelminenspital mit der Diagnose einer Venen-Thrombose konfrontiert worden. Damit fällt der Rapid-Keeper für die EM-Endrunde aus. Gestern durfte Payer das Krankenhaus erstmals verlassen und tagsüber einige Stunden zu Hause sein.

Das Urgestein

Helge Payer, wie haben Sie ihr Schicksal in den Tagen nach dem Schock aufgenommen?
Helge Payer: Ja, es ist Schicksal, und das kann ich nicht beeinflussen. Aber ich bin froh, dass die Schmerzen gekommen sind, sonst hätte es ja noch viel schlimmer ausgehen können. Natürlich ist ein Traum geplatzt, als mir der Arzt gleich in einer sehr direkten Art mitgeteilt hat, die Euro ist für mich vorbei. Doch es relativiert sich alles, wenn man letztlich dankbar dafür sein muss, dass man noch auf der Erde ist.

Das heißt, Sie haben sich damit abgefunden?
Helge Payer: Fürs Erste ja. Aber es wird einige Zeit dauern, bis ich das alles richtig verarbeitet habe. Am Montag werde ich entlassen, dann kann ich damit beginnen.

Haben Sie es eigentlich bereut, geschwiegen zu haben, als die Schmerzen vor einem Monat das erste Mal aufgetreten sind?
Helge Payer: Ich bin es übergangen, wegen der Entscheidung in der Meisterschaft. Aber ich bin keiner, der da etwas zu bereuen hätte. Und ein "Was wäre, wenn?" gibt es auch nicht. Es ist so passiert, wie es passiert ist. Trotzdem ist natürlich die Gesundheit das Wichtigste. Das habe ich immer schon so gesehen.

Sie dürfen jetzt ein halbes Jahr keine Spiele bestreiten. Wie sieht die weitere Prognose aus?
Helge Payer: Ich kann ja bald schon trainieren, fast alles machen. Ich muss nur aufpassen, dass ich mich wegen der Blutungsgefahr nicht verletze. Aber nach sechs Monaten kann ich wieder voll einsteigen und in der Frühjahrsmeisterschaft dabei sein. Das haben mir die Ärzte versichert.

Es besteht also kein Risiko, dass dann wieder eine Thrombose auftreten kann?
Helge Payer: Ich bin völlig durchgecheckt worden, in allen Röhren gelegen, der Körper wurde gescannt. Aber eine Garantie hast du nie im Leben. Und es kann jeden treffen.

Wie beurteilen Sie das gewaltige öffentliche Echo, das ihr Schicksal ausgelöst hat?
Helge Payer: Ich habe das meiste gelesen, was über meinen Fall geschrieben wurde. Und ich muss sagen, es wird auch sehr viel spekuliert, vieles geschrieben, ohne wirklich nachzufragen. Das ist auch eine Frage des Respekts.

Sie müssen das österreichische Nationalteam jetzt aus einer anderen Perspektive beobachten. Wie haben Sie das Spiel gegen Malta erlebt?
Helge Payer: Ich habe mich über den Sieg genau so gefreut, als wenn ich selbst dabei gewesen wäre. Ich habe mich fünf Jahre auf diese EM vorbereitet. Ich bin weiter Mitglied der Nationalmannschaft, In dieser Hinsicht hat sich für mich nichts geändert, nur weil ich zwei Tage vor der Kaderbekanntgabe ausgefallen bin.

Wie haben Sie die Reaktionen der Teamkollegen auf Ihr Schicksal wahrgenommen?
Helge Payer: Es war total rührend, ehrlich, herzlich. Sie haben mich wirklich spüren lassen, wie sehr ich dazu gehöre, das war schon schön. So eine Erfahrung habe ich noch nie gemacht.

Sehen Sie das auch als einen klaren Beweis, wie es um die Harmonie und das gegenseitige Verständnis im Team bestellt ist?
Helge Payer: Ganz klar. Das wurde auf eine großartige Weise bestätigt. Vielleicht war das ein Ereignis, das die Mannschaft sogar noch näher zusammen rücken lässt.