Comeback oder Rückzug nach Brasilien - Ronaldo steht am Scheideweg. Sein alter Lieblingsclub Flamengo lockt ihn nach Rio, der 31-Jährige aber will es beim AC Milan noch einmal allen beweisen. Das behauptet zumindest "Il Fenomeno" und kündigte nach seiner sechsmonatigen Verletzungspause für das Ligaspiel gegen denSSC Neapel mit dem österreichischen Teamverteidiger György Garics am Sonntagabend sein Comeback an: "Ich habe traurige Monate hinter mir, aber jetzt kann ich wieder lachen. Ich bin bereit", sagte der brasilianische Stürmerstar, der in dieser Saison erst einen Pflichtspiel-Einsatz hatte.

Nur der Anfang. Aber die "Tifosi" zweifeln, ob der von Verletzungen immer wieder zurückgeworfene Kicker den Anschluss noch einmal schaffen kann. Bei Milans 2:0-Testspielsieg gegen die Vereinigten Arabischen Emirate in Dubai spielte der dreifache Weltfußballer am Dienstag zwar 45 Minuten, zu sehen war er aber kaum. "Das war ja auch nur der Anfang", rechtfertigte Ronaldo seine "zugebenermaßen nicht sehr gute Leistung". Der Weltmeister von 2002 wirkte müde, die Beine waren schwer. Wenigstens aber verletzte er sich nicht wieder. So wie bei seinem ersten großen Comeback-Versuch in dieser Saison.

Qualitäten unumstritten. Als sein im Juli lädierter linker Oberschenkel endlich ausgeheilt war, kam er im Champions-League-Spiel bei Benfica Lissabon nicht einmal über das Aufwärmen hinaus. Am Spielfeldrand zog er sich eine Wadenverletzung zu. "Seine Qualitäten sind unumstritten. Er muss jetzt nur seine Schnelligkeit und seine Brillanz zurückgewinnen", nahm ihn Trainer Carlo Ancelotti in Schutz. Ronaldos Verletzungsliste ist mitleiderregend lang. Nach seinem nie ganz aufgeklärten epileptischen Anfall vor dem WM-Finale 1998 gegen Frankreich musste Ronaldo zwei schwere Knie-Operationen überstehen. Auch in den vergangenen Jahren kämpfte er sich nach Rückschlägen bei Inter Mailand und Real Madrid immer wieder heran.

Avancen aus Rio. Dass Milan nun eigentlich gar nicht mehr mit dem erfolgreichsten Torschützen der WM-Geschichte rechne, bestreiten die Milan-Bosse vehement. "Ronaldo wird Milan in gar keinem Fall verlassen", stellte Vize-Präsident Adriano Galliani am Mittwoch klar. Ganz so eindeutig äußerte sich Ronaldo nicht. Einerseits beschwört er seine Treue zum AC Milan, bei dem er sich die Verlängerung seines im Sommer auslaufenden Vertrages erarbeiten wolle, andererseits genießt er aber offensichtlich die Avancen aus Rio. "Wir wollen Ronaldo so schnell wie möglich", sagte der Vize-Präsident von Flamengo, Kleber Leite. Solche Worte sind Balsam auf Ronaldos Seele.