Nach einem halben freien Tag begann Teamchef Joachim Löw sein Personal in Theorie und Praxis auf dem Trainingsplatz auf den starken Europameister vorzubereiten. "Jetzt haben wir die Chance, ins Finale einzuziehen. Da ist es wichtig, dass wir uns in den nächsten Tagen besinnen und konzentrieren auf unsere Aufgaben", sagte der 50-Jährige im deutschen Quartier Erasmia. Bangen muss Löw um den Einsatz von Sami Khedira, der bisher als Ersatz für den verletzten Michael Ballack im zentralen Mittelfeld ein starkes WM-Turnier gespielt hat. Der Stuttgarter hat sich beim 4:0- Erfolg im Viertelfinale gegen Argentinien in Kapstadt eine Oberschenkelverhärtung zugezogen. Nach DFB-Angaben sollte er am Montag lediglich wieder mit Lauftraining beginnen. Khediras Ausfall wäre nach der Gelb-Sperre von Thomas Müller eine weitere erhebliche Schwächung im Mittelfeld.

Verletzt ist auch wieder Khediras VfB-Kollege Cacau, der gerade erst von einer Bauchmuskelzerrung genesen war. Der Angreifer musste sich wegen einer Wirbel-Blockade erneut in medizinische Behandlung begeben. Ob Cacau nach dem neuerlichen Rückschlag gegen Spanien dabei sein kann, ist offen. Der variabel einsetzbare Stürmer gilt neben Piotr Trochowski, Marko Marin und Toni Kroos als ein möglicher Kandidat für die Position des gesperrten Müller auf dem rechten Flügel. "Die jungen Spieler haben keine Angst. Sie wissen, dass sie gut Fußball spielen können", bemerkte Löw. Der frühere Innsbruck- und Austria-Trainer ärgerte sich noch immer über die Gelb-Sperre Müllers, dem der Ball gegen die Argentinier vor der Pause unglücklich an die Hand gesprungen war. "Das war nicht gelb-würdig", befand der Teamchef nach Studium der TV-Aufnahmen. Klar, wiege sein Ausfall schwer, erklärte Löw vor dem Mittwoch-Spiel (20.30 Uhr) in Durban.

Entwarnung

Die sechs vor dem Argentinien-Spiel mit einer Verwarnung belasteten DFB-Akteure können jetzt aufatmen. Die FIFA strich alle Gelben Karten vor dem Halbfinale, damit gefährdete Spieler nicht mit einer weiteren Gelben im Finale gesperrt sind. Im Lager der Spanier in Potchefstroom gab Cesc Fabregas Entwarnung. "Ich habe noch Schmerzen, aber ich bin bereit, wenn mich der Teamchef braucht. Wenn nötig, spiele ich auch mit einer Spritze", sagte der Mittelfeldspieler, der nach seiner Einwechslung gegen Paraguay eine Verletzung an der Schulter erlitten hat, der katalanischen Zeitung "Sport" (Montag-Ausgabe). Der Arsenal-Spieler absolvierte am Sonntag Übungen in der Kraftkammer. Barcas Innenverteidiger Carles Puyol, der knapp vor Schluss gegen Paraguay den Ball ins Gesicht bekam und vom Feld musste, steht ebenfalls zur Verfügung. "Beide werden fit für das Semifinale", erklärte am Montag Oscar Luis Celada, der Teammediziner der Spanier.

Möglicherweise wird Fernando Torres auf der Ersatzbank Platz nehmen. "Wir haben volles Vertrauen in ihn. Das heißt aber nicht, dass er sicher in der Startelf stehen wird", sagte der spanische Teamchef Vicente del Bosque. Der Liverpool-Stürmer hatte im Wiener EM-Finale 2008 gegen Deutschland das Goldtor erzielt, läuft aber seiner Form in Südafrika noch hinterher. Sollte Del Bosque auf Torres verzichten, könnte zum Beispiel Fernando Llorente an der Seite von David Villa stürmen. Sollte er sich für eine Stärkung des Mittelfeldes entscheiden, wären Fabregas oder David Silva Kandidaten für die Startelf.