Als genialer Mittelfeld-Stratege setzte Michel Platini sich 1984 selbst ein Denkmal. Die Europameisterschaft 1984 fand in Frankreich statt und Kapitän Platini führte daheim seine "Equipe Tricolore" zum Titel. Neun von 14 französischen Treffern schoss er selbst – wohl ein Rekord für die Ewigkeit. Noch heute gilt er neben Zinedine Zidane als bester französischer Fußballer aller Zeiten.

Diese Woche beginnt für den mittlerweile 56-Jährigen wieder eine Fußball-EM. Er führt zwar keine Mannschaft mehr aufs Feld, aber in gewisser Weise ist ihm die Rolle des Kapitäns geblieben. Denn mittlerweile führt der Franzose den europäischen Fußball-Verband UEFA als Präsident. 2007 in diese Funktion gewählt, ist die am Freitag (8. Juni) beginnende Endrunde in Polen und der Ukraine schon seine zweite als oberster EM-Chef.

Schwere Geburt

Die Gastgeberländer Polen und vor allem die Ukraine bescherten Platini im Vorfeld so manches Kopfzerbrechen. Stadien und Infrastruktur waren lange die Sorgenkinder, dann kam der Fall Julia Timoschenko dazu. Der Umgang mit der in der Ukraine inhaftierten Oppositionsführerin entfachte eine Menschenrechtsdiskussion. EU-Granden gaben in der Folge bekannt, den Spielen in der Ukraine fernzubleiben. Lange wurde eine Stellungnahme von Platini erwartet, lange blieb er sie schuldig. Über Politisches spricht er nicht gerne, lieber ist ihm der Sport. Das stellte er letztlich auch öffentlich klar: "Ich mache keine Politik, ich mache Fußball. Wenn ich Politik machen wollte, würde ich in die Politik gehen", so der UEFA-Boss.

Von Skandalen hält er sich prinzipiell gerne fern. Während der Weltfußballverband FIFA samt Präsident Joseph Blatter im Korruptionssumpf versank, blieb Platinis Weste unbefleckt. Eine für ihn wichtige EM folgt übrigens noch 2016. Wieder in Frankreich und erstmals mit 24 statt 16 Teams – die Erweiterung war seine Vision. Das EM-Turnier und Platini, es bleibt eine Langzeitbeziehung.