Das Relegationsspiel um die Erste Bundesliga zwischen Hertha BSC und Fortuna Düsseldorf war ein Skandal, wie es ihn im deutschen Fußball lange nicht gegeben hat. Gewaltszenen überlagerten das Spiel: Berliner Anhänger warfen Feuerwerkskörper, Düsseldorfer Zuschauer zündelten, warfen bengalische Feuer, später stürmten die Fans vor dem Abpfiff den Platz. Das Spiel stand zweimal vor dem Abbruch. Nur auf Bitten der Polizei haben die Spieler das Spiel nach langer Unterbrechung fortgeführt, um eine Eskalation zu verhindern, sagt der Klubanwalt von Hertha BSC, Christoph Schickhardt.

Die Eskalation in Düsseldorf hatte eine neue Qualität und passt doch in den Frust, der sich in deutschen Stadien zuletzt häufiger seinen Weg brach. Gewaltbereite Ultras setzten dabei verstärkt auf soziale Netzwerke, Internetforen oder schlicht Massen-SMS, um sich - selbst über Klubgrenzen hinweg - zu Aktionen im und um das Stadion zu verabreden. Die Bengalos in Düsseldorf sind ein Beleg dafür, schließlich haben sie zeitgleich in beiden Bereichen zu brennen begonnen, wie Fernsehbilder nachträglich beweisen.

Ursachenforschung

Doch woher kommt der plötzliche Gewaltanstieg? Einträge in Foren geben einen Hinweis darauf. Selbst in der Fankurve setze sich, so ein heiß diskutiertes Thema, die Kommerzialisierung des Fußballs durch. "Mit Burger King Krone auf Vorsänger-Podest (...) Ich wusste nicht, wofür ich mich mehr schämen soll: Für diese Gestalten auf dem Platz oder diesen Voll***** da unten", schreibt "COP". Und weiter: "Man hat gut gesehen, was für Menschen angezogen werden, wenn die aktive Szene nicht mehr Antreiber ist."

Die Gewalt wird als Reaktion auf den immer stärkeren Druck durch Polizei und Klubführung beschrieben. Vor allem, wenn langjährige Fans das Gefühl haben, der Abstieg ist eine Folge eines wirtschaftlich und sportlich schlecht geführten Klubs, der aber für sein "Erfolgs-Image" die "echten Anhänger" aussperrt.

Im Forum "Ultras.ws" wurde sogar am Mittwoch eine "gemeinsame Erklärung deutscher Ultragruppen" veröffentlicht, die die Legalisierung von Pyrotechnik fordert. Die Klubs sollen "Emotionen respektieren". Die Politik fordert dagegen schärfere Sicherheitsmaßnahmen und auch Spieler und Trainer verurteilten das Geschehen. "Solche Vorkommnisse bringen den Fußball an einen Scheideweg, und deshalb müssen die Verantwortlichen aufpassen, dass der Fußball nicht in eine Gewaltspirale rutscht, die die Faszination der Sportart in Gefahr bringt", sagt die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, Dagmar Freitag.