Im Blätterwald der US-Medien weht bekanntlich ein scharfer Wind. Grundsätzlich herrscht hier das alte journalistische Credo: „Bad news is good news“ – nur eine schlechte Nachricht ist eine gute Nachricht. Warum sich am Tag nach dem furiosen 6:1-Sieg der New York Rangers bei den Carolina Hurricanes gezählte drei Journalisten in der Trainingshalle bei Tarrytown eingefunden haben, hat einen anderen Grund.

Eine gute Autostunde nördlich des prestigeträchtigen Madison Square Garden von Manhattan steht die „MSG Training Facility“. Nichts deutet von außen daraufhin, dass sich hier mit den Rangers (Wert: 1,2 Milliarden US-Dollar lt. Forbes-Magazin) und den Knicks (Basketball, 3,3 Milliarden US-Dollar) zwei Sport-Giganten angesiedelt haben. Nur wer gezielt sucht, wird in der hügeligen und von vergilbten Laubbäumen geprägten Landschaft des Bundesstaates New York fündig.

Der flache Komplex erinnert eher an eine Fabrikshalle. Der wahre Schatz verbirgt sich im Inneren, klarerweise mit Eis- und Basketball-Halle. Dazu großzügige Kabinen mit Fitnesshallen, Kinosaal-ähnliche Räume für Videoanalysen, Wellness-Bereiche und so weiter. Dass es den Spielern hier an nichts fehlt, verrät das verschmitzte Grinsen von Michael Grabner: „Es wird einem jeder Wunsch abgelesen“, berichtet der Villacher, der seit 2016 bei den Blueshirts spielt. Der pfeilschnelle Stürmer scheint hier sein Glück neu gefunden zu haben. Nach zuvor schwierigeren Jahren erzielte er bislang für die Rangers neun Tore (saisonübergreifend insgesamt 40 Treffer).

Einer der drei anwesenden Journalisten kann sich kaum bremsen. „Eine der besten Verpflichtungen, die von den Rangers je getätigt worden sind“, berichtet Larry Brooks von der New York Post, einem sonst eher kritischen Blatt. „Grabner ist eine tolle Ergänzung und ist seit dem Vorjahr noch besser geworden. Er hat bessere Hände und ist torgefährlicher, nicht mehr nur in Unterzahl oder bei Kontern. Ich würde ihn auf alle Fälle behalten, sofern die Umstände passen“, sagt der alte Hase unter den Schreibenden.

Die Umstände passen, wenn die Rangers auf Play-off-Kurs bleiben. „Grabner ist viel wert. Andernfalls gibt es für ihn sicher einen Erstrunden-Draftpick“, sieht es Brooks pragmatisch. Warum es Grabner nie auf seine Titelseite schafft? „Er spricht nie viel und verschwindet immer schnell aus der Kabine“, entgegnet der US-Journalist achselzuckend. Nach 20 mehr oder minder bewegungsintensiven Trainingsminuten gibt Headcoach Alain Vigneault auf. Unter den stets wachsamen Augen von General Manager Jeff Gorton wünscht er „Happy Thanksgiving“.

Auch in dieser Fabrik kehrt nach der Mittagsschicht Ruhe ein. Wie im übrigen Land, wo an diesem Tag quasi Stillstand herrscht. Ganz USA feiert, überall geht es den Truthähnen an den Kragen. Wie auch bei Rangers-Kapitän Ryan McDonagh, der dieses Mal zum großen Schmaus geladen hat. Grabner wird mit dem Norweger Mats Zuccarello dabei sein. Im heutigen Duell gegen Detroit bilden sie gemeinsam mit JT Miller eine Sturmformation. „Wir sind richtig gute Freunde“, sagen die Sitznachbarn in der Kabine. „Das ist wichtig für die Chemie auf dem Eis“, meint Zuccarello. Und Grabner ergänzt: „Er hat immer einen Schmäh auf den Lippen.“

Bei ihnen herrscht schließlich ein anderes Motto: „Good news is good news“. Besonders nach einem Sieg, noch dazu an „Thanksgiving“.