Wer am Roulettetisch sitzt, stuft seine Siegchancen schnell bei 50:50 ein. Schwarz oder Rot. Bis die Kugel tatsächlich fällt, schwingt viel Unbehagen mit. Geduld ist nun auch bei den gestandenen NHL-Profis gefragt.

In der besten Eishockey-Liga der Welt startet Neuling Las Vegas heute seine feindlichen Übernahmen, um den Kader für die Premierensaison zu füllen (KHL-Stürmer Wadim Schipatschow bereits unter Vertrag). Im sogenannten Expansion Draft dürften sich die Vegas Golden Knights, wie sich das Franchise-Unternehmen fortan nennt, an ihrer unmittelbaren Konkurrenz bedienen. Etliche Regeln und Vorgaben (Vertragshöhe, Restlaufzeiten, Salary Cap etc.) lassen das riesige Angebot noch unüberschaubarer wirken. Die 30 NHL-Teams haben zuletzt Listen veröffentlicht, welche Spieler sie vor einem Wechsel in die Wüsten- und Glücksspielmetropole schützen wollen. Oder müssen. Denn manche Spielerverträge beinhalten Klauseln, die einen Wechsel untersagen. Mehr als elf Cracks darf diese "Protected List" jedoch nicht umfassen.

Alle drei Österreicher sind nicht "protected"

Spieler, die auf dieser Liste nicht aufscheinen, können ohne deren Einverständnis, wie in der NHL eben üblich, transferiert werden. Davon betroffen sind auch die Österreicher Thomas Vanek (Vertrag bei Florida ausgelaufen), Michael Grabner (bis 2018 bei New York Rangers) und Michael Raffl (bis 2019 bei Philadelphia Flyers).

Während Vanek nicht unbedingt als erste Wahl gilt, deutet sich bei Grabner/Raffl mehr Interesse an. Der deutschsprachige Ableger von NHL.com hat einen Kader konstruiert, der beide Kärntner bei Las Vegas sieht. Die zwei Villacher zeigen sich gelassen: "Ich kann es nicht beeinflussen", sagt Michael Raffl emotionslos. Und obwohl einschlägige Medien vor allem mit einem Wechsel Michael Grabners spekulieren, sieht der pfeilschnelle 29-jährige Stürmer die Situation etwas anders. "Ich rechne, dass Las Vegas ein junges Team aufbauen wird. Im Grunde schwingt bei diesen Vorgängen viel Strategie mit." Ob man bei der Komplexität im Hinblick auf die weiteren Auswirkungen leicht den Überblick verlieren kann? Grabner: "Es gibt viele Varianten. Man beschäftigt sich als Spieler schon damit. Aber im Grunde heißt es: Was passiert, passiert." Verbittert sei er keineswegs, dass ihn sein Klub trotz starker Bilanz in der vergangenen Saison (31 Tore, 15 Assists) nicht vor den goldenen Rittern geschützt hatte. "Das war mir sogar klar. Im Rangers-Kader befinden sich junge Spieler, deren Verträge bald auslaufen."

Ein skurriles Bild bleibt: Die Betroffenen haben sich am Roulettetisch der Vegas Golden Knights versammelt. Zufälle gibt es hier allerdings keine.