Die Nachricht hat gestern um 18.14 Uhr im österreichischen Eishockey eingeschlagen. Spekuliert wurde hinter den Kulissen schon länger. Dass der KAC aber tatsächlich den Rauswurf von Sportdirektor Dieter Kalt durchgezogen hat, erstaunte selbst hart-gesottene Rotjacken-Veteranen.

Die Mehrheit der Fans auf Facebook oder Twitter sprechen sich klar für die Arbeit des Klagenfurters aus und gegen die Entscheidung des Aufsichtsrates (und Mäzenin Heidi Göess-Horten). Nur vereinzelt tauchen stimmen auf, die Kalts Abgang begrüßen.

Nun stellt sich jedoch die Frage, in welcher (personellen) Konstellation der KAC weitermacht. Hartnäckige Gerüchte besagen, dass Johannes Reichel zukünftig eine größere Rolle im Klub spielen soll, um die finanziellen Zuwendungen längerfristig abzusichern. Familie Reichel pflegt bekanntlich ein Naheverhältnis zur Milliardärin Göess-Horten. Und mit dem Ex-KAC-Kapitän hätte sie einen Vertrauten an den Steuerhebeln "ihres" Klubs. Das mag auf den ersten Blick die größte Baustelle bei den Rotjacken sein.

Die wichtigste Baustelle

Bei näherer Betrachtung haben die Klagenfurter jedoch ein weitaus größeres Problem, das bei all den turbulenten vergangenen Wochen wohl aus den Augen verloren worden ist. Der Abgang von Nachwuchs-Leiter Alexander Mellitzer (zukünftiger Sportdirektor und Trainer bei DEL2-Klub Heilbronn) sollte Sorgen bereiten. Er war Denker und Lenker bei den Altersklassen U8 bis U16, bei Jahrgängen wo der Grundstein für eine spätere Eishockey-Karriere gelegt wird. Ein dementsprechender Kandidat mit Know-How sowie den erforderlichen zwischenmenschlichen Kompetenzen ist aber in Sicht. Roger Öhman, Ex-KAC-Verteidiger in den 90er-Jahren wird diese Position nun einnehmen. Der Schwede hat sich vor allem in der Nachwuchsarbeit einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet.

Vergangene Woche stattete er den Rotjacken einen Besuch ab und ließ sich die Einrichtungen (sowie die Baustelle) bei der Stadthalle zeigen. Herumgeführt hatte ihn damals jedoch noch Ex-Sportdirektor Kalt. Es würde nicht überraschen, wenn der Klagenfurter zu diesem Zeitpunkt noch nichts über sein bevorstehendes Schicksal gewusst hätte. Öhman verfügte jedoch zuletzt über einen laufenden Vertrag beim schwedischen Damen-Klub von Djurgardens IF.

Spekulationen an drei Fronten

Der KAC hat es nun geschafft binnen kürzester Zeit zu viele Baustellen aufzureißen. Eigentlich wollte der Klub in Ruhe arbeiten, fernab von Spekulationen und Gerüchten. Nachdem nun Personal an drei Fronten gesucht wird (Sportdirektor, Trainer und natürlich auf dem Spielermarkt), ist es mit der Ruhe vorbei. Solche radikalen Strukturänderungen, wie sie bei den Rotjacken nun herrschen, bedeuten anhand von Beispielen aus anderen Ligen: Die nächste Saison kann aus sportlicher Sicht de facto abgehakt werden.