Pro: Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg wird steinig und schwer“, singt Xavier Naidoo. Dieser Hit pushte Deutschland bei der Heim-WM 2006 bis ins Halbfinale. Dahin will der KAC, der dieses Ziel noch schaffen kann. Die Klagenfurter sind auf einem Weg, der durchaus noch ein positives Ende finden kann. Denn sie haben ihr vorhandenes Potenzial noch nicht abgerufen. „Wir verfügen über mehr Qualität im Team als Bozen. Jetzt müssen wir den Resetknopf drücken und wir werden einen Weg finden, wie wir mehr Tore schießen“, verspricht Thomas Hundertpfund (zwei Tore/zwei Assists), der nach Manuel Ganahl (drei Tore/zwei Assists) der zweitbeste Scorer im Play-off im Team ist.

Wie man einen Rückstand in einer Serie drehen kann, zeigte der KAC im Vorjahr gegen Salzburg im Halbfinale, als man ein 0:2 in ein 4:2 änderte. Bei den Klagenfurtern agieren so viele Akteure, die über eine enorme Play-off-Erfahrung verfügen. Trainer Steve Walker war ein begnadeter Spieler in der entscheidenden Phase der Meisterschaft, daher weiß er ganz genau, was er nun seinen Mannen vermitteln muss. Viele Spieler verfügen noch über keinen neuen Vertrag für das nächste Jahr, daher werden sie alles versuchen, um die Saison zu verlängern. Damit würden sie sich in eine wesentlich bessere Ausgangsposition für die bevorstehenden Verhandlungen bringen.

Bozen führt alles ad absurdum

Kontra: Wie die eisige Kälte, die in die Stadthalle gedrungen war, dämmerte Sonntag abend vielen anwesenden KAC-Fans: es könnte das letzte Heimspiel gewesen sein. Das ist gar nicht so weit hergeholt. Denn Bozen führt in der Serie 3:2 und damit alles ad absurdum. Trotz Billig-Kader mit jährlich hoher Fluktuation. Und trotz Trainerrauswurf im Spätherbst sowie ein in allerletzter Sekunde gelöstes Play-off-Ticket. Jetzt, und das bleibt in den Köpfen der Rotjacken hängen, fruchtet sogar ihr minimalistisches aber umso leidenschaftlicheres Eishockey gegen den KAC. Jeder einzelne Fehler wird brutal bestraft.

Von Trainer Steve Walker fehlen kurzfristige aber notwendige Reaktionen, die es für diesen Gegner braucht. Was bringt eine ausgewogene Eiszeit im vorzeitigen Sommerurlaub? Wohl 98 Prozent aller Trainer antworten, dass im Play-off neben Torhütern vor allem die „Special-Teams“ entscheidend sind. Beharrlich wird im harmlosen KAC-Powerplay aber auf Thomas Hundertpfund, einem der stärksten Spieler in dieser Saison, verzichtet. Langsam stellt sich die Frage nach dem Hintergrund – eine plausible Erklärung kann es nicht geben.

Um aussichtslosen Situationen wie dieser zu entfliehen (lediglich zwei Zittersiege stehen zu Buche), benötigt es Radikal-Maßnahmen und Zählbares. Warum sollte aber ausgerechnet in dieser Ausnahmesituation das greifen, was eine ganze Saison nicht funktioniert hat?