In einer Eishockey-Kabine herrscht eine spezielle Dynamik. Im Play-off noch mehr als während der restlichen Saison. Das ist nicht neu. 2013 wurde Herbert Ratz vorzeitig in die Eishockey-Pension geschickt. Er hinterließ nicht nur auf dem Eis eine große Lücke. Damals lautete der Plan, dass sein junger Verteidiger-Kollege Martin Schumnig (und praktischerweise ebenfalls Rechtsschütze) diese ausfüllen sollte. Der Klagenfurter ist in seine große Verantwortung hineingewachsen. Längst gehört er selbst den Routiniers der EBEL an und könnte noch in dieser Saison die 100-Spiele-Schallmauer im Play-off durchbrechen.

Schumnig ist kein Name, der schnell genannt wird, wenn schillernde Spieler aufgezählt werden. Innerhalb der KAC-Kabine ist das anders. Auf die Frage, wer einen wichtigen Part einnimmt, rangiert der 28-Jährige bei vielen Mitspielern an oberster Stelle. Auf dem Eis fliegt er oft unter dem Radar und muss einen eher undankbaren Job erfüllen. Lob gibt es selten, es regiert die Selbstverständlichkeit – Fehler können jedoch fatale Auswirkungen haben. „Man stellt sich auf diese Situation ein“, meint der Student achselzuckend und antwortet, was dann immer von Athleten zu Protokoll gegeben wird: „Es ist nicht wichtig, wer bei uns die Tore schießt. Wichtig ist, dass wir gewinnen.“ Schumnig zählt zu den wenigen Profis, die diesen Satz auch so meinen.

Und er schildert im selben Atemzug seine Emotionen über den letzten Sieg gegen Bozen: „Wir haben uns sehr, sehr gefreut.“ Wie auch Torschütze Jon Rheault: „Jetzt spürt man das Selbstvertrauen. Es ist die beste Zeit des Jahres. Ich mache alles, was jetzt das Team benötigt.“ Und die Klagenfurter müssen allem Anschein nach weiterhin auf Stürmer Jamie Lundmark verzichten, der im Donnerstag-Training nicht auf dem Eis gestanden war. Zwar fehlte auch Andrew Kozek, dem Stürmer wurde jedoch nur eine Verschnaufpause gegönnt. Heute werden die Rotjacken erneut in Bozen auf die Probe gestellt. Hinsichtlich Taktik könnte es kleinere Anpassungen im Defensiv-Verhalten geben.

Zurück zu Schumnig: Die Schlüsselfunktion, die der Verteidiger unter Trainer Steve Walker einnimmt, unterstreicht seine erhaltene Eiszeit (rund 23 Minuten). Der Verteidiger dankt es mit Präzision (40 angekommene Pässe von 44). Hinsichtlich Zweikampfverhalten herrscht bei ihm, wie bei vielen anderen, jedoch noch Luft nach oben (drei gewonnene von neun). Vieles deutet darauf hin, dass er beim KAC bleibt.

Die Wertschätzung gegenüber heimischen Kräften ist zwar in der EBEL nicht immer auf Anhieb zu erkennen. Doch der KAC dürfte wissen, was er an Martin Schumnig hat.