Die Mixed-Zone ist ein besonderer Ort. Hier treten Eishockey-Profis aus ihrem „Tunnel“ und sehen sich erstmals mit kritischen Fragen der Journalisten konfrontiert. Ein Adrenalin-Schweiß-Luft-Gemisch rundet die Atmosphäre ab. Die Stimmung schwankt, kann schnell kippen. Zumindest wäre das der logische Fall. In Klagenfurt bleibt sie konstant. Hoch oder tief ist Ansichtssache, Ausreißer fehlen aber gänzlich. Nicht nur hier. Sie fehlten beim ersten Auftritt gegen Bozen auch auf der Spielerbank.

Ob beim ersten, zweiten oder dritten Gegentreffer – es waren kaum Regungen erkennbar. Das muss in einem langatmigen Grunddurchgang nichts Schlechtes sein. Im Play-off, wenn ausnahmslos Siege zählen, sind fehlende Emotionen bei schwindendem Heimvorteil etwas gänzlich Unnatürliches. Speziell, wenn sich infolgedessen Gastspiele in Bozen vor einem frenetischen, italienischen Publikum nicht unbedingt als Zuckerschlecken erweisen. Und doch muss heute ein KAC-Erfolg in der berüchtigten „Palaonda“-Halle her, um den Anschluss in der Viertelfinalserie zu wahren.

Nur Tore helfen

Allerdings nur, wenn die Rotjacken ihrem Trott entfliehen. Es wird etwas Zündendes nötig sein. Eine neue taktische Idee, um die Bozener zu knacken. Oft genannter Puckbesitz mag zwar helfen, letzten Endes zählt allerdings nur ein einziger statistischer Wert: die Tore.

Die Südtiroler haben es in Klagenfurt vorgezeigt. Ihre Treffer waren keinesfalls Zufall, sondern bewusst gesetzte Nadelstiche. Vielleicht auch spontan einstudierte, weil sie den KAC in seinem Verhalten schnell durchschaut haben. Eine dementsprechende Antwort zu liefern, also die eigene Taktik ebenfalls zu verändern, blieben die Rotjacken schuldig.

Was so ein Überraschungs-effekt sein kann? David Fischer im Powerplay direkt vor dem Bozen-Tor abzustellen beispielsweise. Viele Rätsel der Menschheit werden aber vermutlich eher beantwortet, als der Umstand, warum im Überzahlspiel verzweifelt am deplatziert wirkenden Jon Rheault festgehalten wird.

Tuokkola nicht unbezwingbar

Neben höherer Intensität in Zweikämpfen wird heute mehr Präzision erforderlich sein. Bei Pässen, die in wichtigen Momenten überall landen, nur nicht am Schlägerblatt. Bei Laufwegen im Spielaufbau, anstelle vom bisherigen Zufallsprinzip. Und bei Schüssen, die das Bozen-Gehäuse zuletzt weit verfehlten. Denn eigentlich sollten die KAC-Spieler wissen, dass ihr Ex-Teamkollege Pekka Tuokkola keineswegs unbezwingbar ist. Der Goalie pflegt einen aggressiven Stil. In seiner Klagenfurt-Ära fing er sich viele Gegentreffer ein, als er völlig außer Position geraten war.

Play-off bedeutet vielmehr, jedes im Regulativ erlaubte Mittel auszuschöpfen, um ein Spiel zu gewinnen. Diese Bereitschaft gilt es, ab sofort unter Beweis zu stellen. Dann, das ist sicher, können Emotionen nur noch schwer in Zaum gehalten werden. Egal, ob bei Siegen oder auch Niederlagen.