Nur wenige Meter trennen die beiden Spielerbänke in der Klagenfurter Stadthalle. Wer einen genauen Blick darauf wirft, erkennt: Hier stimmt etwas nicht. Während selbst Hünen von Gästemannschaften sitzend in die Bandenkante blicken, können alle Rotjacken erste Reihe fußfrei komfortabel das Geschehen auf dem Eis beobachten. Der KAC hat also ganz hinterlistig die eigene Bank mit Holzstücken ein paar Zentimeter aufgepackt.

Das alles wirkt irgendwie sinnbildlich für den KAC der vergangenen zwei Jahre: Exakte Blicke zu Feststellungen außerhalb der Norm sind nötig. Die Nebengeräusche des Klubs haben sich gewaltig reduziert. Aufgebauschte Dramen und Tragödien sind passé. Die Organisation arbeitet koordiniert an der Außendarstellung, diskret wie eine Schweizer Bank im inneren Kreis und die Gegner mit vier ausgeglichenen Linien im Akkord auf. Der Klub scheint minutiös geplant und auf alle Widersprüche vorbereitet. Es entsteht der Eindruck von Sterilität. Das muss nichts Verwerfliches sein. Vor allem dann nicht, wenn ständige Fortschritte eruierbar sind.

Fragiles Gefüge

So wurde von der Geschäftsführung erkannt, dass die Mannschaft ein fragiles Gefüge darstellt. Auf unnötige Unruhe durch Transfers während der Saison wird seit Längerem bewusst verzichtet. Das hauseigene Farmteam hat hingegen schon im Vorjahr personelle Engpässe aufgrund von Verletzungen abgefedert. Dadurch ergeben sich völlig neue Konstellationen, die den internen Konkurrenzkampf befeuern.

Perfekt ins Gesamtbild passt Steve Walker. Seinen ersten hauptamtlichen Trainerjob führt der 44-jährige Kanadier mit der Routine eines alten Haudegens aus. Der holprige Saisonstart brachte ihn nie aus der Fassung. Und schon gar nicht den Klub. Umso mehr muss aus sportlicher Sicht Verwunderung gestattet sein: Wann und wie hat es der KAC eigentlich auf den dritten Tabellenplatz geschafft (bereits heute könnte im Duell gegen Linz Platz zwei eingenommen werden)? Allgemeine Liga-Statistiken siedeln die Rotjacken eher in der entgegengesetzten Richtung an. Wie bei Powerplay, Unterzahl und Scoring-Effizienz (trotz teils drückender Überlegenheit). Auch in der Punkteliste gibt es keine Ausrufezeichen, was jedoch für die Ausgewogenheit des Kaders spricht. Johannes Bischofberger nimmt als bester KAC-Spieler Rang 34 ein.

Andere Maßstäbe

Alles ist bei den Klagenfurtern auf kollektiven Erfolg ausgerichtet. Und hier zählen eben andere Maßstäbe. Einheimische Spieler wie Marco Brucker genießen hohes Ansehen. Eigentlich 2016 für das AHL-Team geholt, stand er heuer bei keinem einzigen Gegentor auf dem Eis.

Ein gewichtiger Teil der Arbeit des KAC geschieht also immer mehr im Verborgenen. So etwas wird in Zukunft noch öfter beim Gegner für Unbehagen sorgen. Nicht nur auf der Spielerbank sitzend.