In den heiligen Räumlichkeiten von KAC-Zeugwart Karl Klemen lagern sie zu Hunderten. Für Jamie Lundmark scheint jeder Stock ein Individuum zu sein. Er spricht über sein Arbeitsgerät wie es Musiker über ihre Instrumente tun. Mit Bedacht, als hätten sie alle ein Seelenleben. Trotz deutlich geringerer Halbwertszeit investiert der Rotjacken-Scharfschütze viel Zeit mit seinen Stöcken. „Es klingt alles ein bisschen verrückt“, gibt der Rechtsschütze einleitend zu.

Lundmark vertraut seinem Schläger-Modell seit 13 Jahren. Die scharfen Handgelenks-Geschosse werden mit einem 95er-Flex auf das gegnerische Tor geschleudert. Je niedriger der Wert, desto biegsamer der Schaft und desto höher der Schleudereffekt. Radius und Schaufelart hätten sich in dieser Zeit nur marginal geändert. Lundmark: „Er fühlt sich gut an und sieht für mich am besten aus.“ In seinem Abteil lagern mehr als zehn Stück davon. Gegenwert: 350 Euro pro Stück.

In all den Jahren, die er beim KAC gespielt hat, dürfte bereits aufgefallen sein, dass der Stock an seinem weißen Schaufelband eine schwarze Umrandung zeigt. „Nur bei demjenigen, der in Betrieb ist“, erklärt der 36-Jährige und fährt schmunzelnd fort: „Das Griffband endet bei jedem Stock an derselben Stelle. Auf der Rückseite befinden sich die Initialen meiner Familie und eine fortlaufende Nummer. Damit ich weiß, welchen ich benütze.“

Der Kanadier nimmt drei weitere Stöcke aus seinem Fach. „Dieser mit dem Bogen ist also in Betrieb. Die anderen drei warten immer auf der Spielerbank und beobachten. Somit wissen sie bereits, wofür ich sie brauchen werde. Sie erzeugen allerdings auch Druck auf den, mit dem ich gerade spiele“, erzählt der Stürmer mit ernster Miene. Sollte sich ein Stock nicht gut anfühlen, tauscht er ihn sofort aus. Gewechselt wird auch das weiße Stockband. Und zwar in jeder Drittelpause. Lundmark: „Der Stock muss gut aussehen.“

An Spieltagen wie heute werden die Stöcke des KAC-Stürmers nach dem Vormittagstraining seperat gelagert. „Ich lege sie an meinen Platz. Dort werden sie von den anderen Stöcken nicht gestört und können sich auf das Spiel vorbereiten. Ich weiß, das muss furchtbar verrückt klingen. Aber ich kann nicht anders“, schließt Lundmark den Vortrag über sein Instrument ab. Und dass die Sonderbehandlung für trefferreiche Musik sorgt, hat er oft genug bewiesen.