Vom eigenen Garten aus wirft man gerne den einen oder anderen verstohlenen Blick zum Nachbarn. Um zu erspähen, was dort so wächst, womit dekoriert worden ist oder wo eigentlich Hand angelegt werden müsste. Auch unter den ewigen Rivalen KAC und VSV wird vor dem 314. Duell untereinander abgewogen. Es dient ganz Kärnten als erster Gradmesser, wo Rot und Blau eigentlich stehen. Die aussagekräftigsten Punkte vorab:

Eigengewächse: Der KAC versucht, mit dem Farmteam Boden gutzumachen. Doch der Vorsprung des VSV ist enorm. Auch wenn die Blau-Weißen mehr Imports aufweisen (11:9), so sind insgesamt 18 Villacher an Bord. Zehn Einheimische mehr als bei den Rotjacken. Zwar hat der VSV in den letzten Jahren nicht konsequent Jungspieler integriert, so leisteten die Nachwuchstrainer (Peter Raffl und später Wolfgang Kromp) nachhaltige Arbeit. Christof Kromp hat im Vorjahr eingeschlagen, der 16-jährige Benjamin Lanzinger gilt wohl bereits jetzt als die Entdeckung des Jahres. Beim KAC kündigt sich in der U16 aber Ähnliches an.

Mentalität: Oft herrscht das Gefühl, der VSV gehe für einen Sieg eher an seine Grenzen als der KAC. Hat sich eine Partie spielerisch auf Augenhöhe bewegt, so entschied in heiklen Situationen die unbekümmerte Einstellung der Villacher.

Trainer und Taktik: Mittlerweile ähnelt die Spielweise beider Teams. Eine geradlinige, unkomplizierte Taktik gilt als Steckenpferd von Motivations-Meister Greg Holst. Der Austro-Kanadier hält zudem an vier Angriffslinien fest, schickt Center notfalls in Doppel-Schichten auf das Eis. KAC-Coach Mike Pellegrims setzt ebenfalls auf eine intakte Kommunikation mit seinen Spielern. Er konnte jedoch, im Gegensatz zu Holst, bislang keine Asse aus dem Ärmel zaubern. Stattdessen wirft der Belgier im Schlussdrittel die Formationen gerne um.

Kraft und Leidenschaft: Nach vielen Jahren hat der KAC heuer einen neuen Weg abseits des Eises eingeschlagen. Allerdings dürften die Spieler noch nicht am Zenit ihrer Kräfte angelangt sein. Etwas rätselhaft wirken rapide Leistungsabfälle, speziell nach intensiven Startphasen. Der VSV hingegen hält seit Jahren an einem knochenharten Sommerprogramm fest. Leichtfüßig bewegen sich allerdings auch die Blau-Weißen nicht immer. Die individuelle Einstellung der Spieler, egal ob Rot oder Blau, beherbergte bisher keinen Diskussionsbedarf. Selbst der dafür anfällige KAC scheint sich auf dem Weg der Besserung zu befinden.

Spezial-Einheiten: Sie entscheiden Partien, die auf des Messers Schneide stehen. Dabei kann der VSV beachtliche Werte vorweisen. Jede fünfte Strafe des Gegners vergelten sie mit einem Tor. Doch der VSV überzeugt auch in Unterzahl. 91,7 Prozent aller blau-weißen Strafen bleiben ohne Folgen. Hier stellt der KAC seine defensive Stärke zur Schau. Nach neun Partien und 24 Unterzahl-Spielen tragen die Rotjacken eine weiße Weste. Eine eklatante Schwäche zeigt sich jedoch im Powerplay. Lediglich eine 9,7-prozentige Erfolgsquote steht zu Buche. Insgesamt scheint es den Villachern leichter zu fallen, Tore zu erzielen: 32:22 lautet das Verhältnis der geschossenen Treffer.

Goalies plus Trainer: Torhütern wird der größte Faktor zugeschanzt, der über Sieg und Niederlage entscheidet. In Fachkreisen gilt der Villacher Markus Kerschbaumer als Koryphäe für die Arbeit mit Torhütern. Er formt den jungen, zuverlässigen Lukas Herzog, der heute wohl Tomas Duba gegenübersteht. Auch wenn der KAC mit Reinhard Divis einen Ex-NHL-Keeper verpflichtet hatte, kann er noch nicht auf eine vergleichbare Coaching-Erfahrung zurückgreifen.

Letzte Infos: Beim KAC muss neben Kevin Kapstad, Manuel Geier und Dave Fischer auch Thomas Vallant von einem Farmteam-Spieler ersetzt werden. Der VSV-Kader wirkt nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Daniel Nageler, Christian Jennes, Jan Urbas, Florian Mühlstein und Evan McGrath ohnehin ausgedünnt. Dazu fehlt der gesperrte Partick Platzer für die kommenden zwei Spiele.

Favorit: Ein Derby hat zwar eigene Gesetze, doch die Vorteile liegen beim VSV. Wobei für Beobachter ein offener Schlagabtausch bei Nachbarschaftsstreitigkeiten immer wieder faszinierend sein kann.