Mit einem Empfang beim Klagenfurter Bürgermeister, einer Autogrammstunde und einem Mannschaftsessen verabschiedet sich der österreichische Eishockey-Vizemeister KAC am Mittwoch in den Urlaub. Für Christoph Brandner ist es ein endgültiger Abschied. Österreichs erster Torschütze in der National Hockey League (NHL) hat am Sonntag seine erfolgreiche Karriere beendet.

"Die Saison war ein bisschen ein Zeichen, dass es soweit ist. Körperlich war es immer schwieriger", erklärte der 36-jährige Stürmer, der nach einem Bandscheibenvorfall schon seit einigen Jahren mit Verletzungen zu kämpfen hatte. "Ich habe schon mit 30 Jahren daran gedacht, dass es vorbei ist. Umso schöner ist, dass ich es noch so genießen konnte", so der gebürtige Steirer.

Kein perfekter Abschied

Der Abschied war mit dem verlorenen Finale gegen Linz zwar nicht perfekt, schön sei er aber allemal gewesen. "Es wäre schön gewesen, wenn wir den Pokal gewonnen hätten. Aber der Abschied war auch so rührend. Wie von den Fans in Linz, das kam überraschend. Auch der Abschied abseits des Eises war sehr schön. Viele haben mir geschrieben, dass ich immer ein guter Bursche war", sagte Brandner im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur.

Denn: "Was am Eis passiert, die Erfolge, das ist sehr kurzlebig. Für mich war es aber viel", resümierte der 116-fache Teamspieler. Zurecht. Der sportlich in Kapfenberg groß gewordene Brandner schaffte den Sprung zum KAC und von dort im Jahr 2000 in die Deutsche Eishockey Liga (DEL). Der 1,96 m große Stürmer heuerte bei den Krefeld Pinguinen an und hatte maßgeblichen Anteil daran, dass der Außenseiter 2003 den deutschen Meistertitel holte. Brandner wurde in dieser Saison DEL-Torschützenkönig und zum Spieler des Jahres gewählt.

Die Erfolge in Deutschland ebneten ihm den Weg in die stärkste Liga der Welt. Minnesota Wild verpflichtete Brandner, der am 8. Oktober 2003 als zweiter Österreicher nach Torhüter Reinhard Divis in der NHL debütierte und am 12. Oktober 2003 im Spiel gegen die San Jose Sharks als erster österreichischer NHL-Torschütze in die Annalen einging. Nach 35 NHL-Partien ging es allerdings ins Farmteam, später zurück nach Europa (Södertälje/Schweden und Hamburg) und schließlich retour zum KAC, mit dem er 2009 seinen zweiten österreichischen Titel gewann.

"Es war eine total schöne Karriere, ich bin für jede Station sehr dankbar. Ich habe viele Freunde gewonnen, leider auch einige verloren, wie (den früh verstorbenen deutschen Torhüter, Anm.) Robert Müller. Ich hatte überall Höhen und Tiefen, habe abgesehen von sportlichen Erfolgen viele Erfahrungen gemacht und viel für das Leben gelernt", meinte der stets sympathische Stürmer.

Zu den Höhepunkten zählt er den "Meistertitel in Deutschland und das Engagement in Minnesota". Dass er erster rot-weiß-roter Torschütze war und bleibt, ist für ihn nur Nebensache. "Es ist super, dass ich die NHL geschafft habe. Ob ich in Geschichtsbüchern stehe oder nicht, ist für mich nicht vorrangig". Brandner hat einige Trophäen gewonnen, Pokale sind zu Hause aber nicht omnipräsent. Trikots hat er sich jedenfalls von all seinen Stationen behalten.

Mit Mentalcoach auf Moment vorbereitet

Auf den Abschied hat sich Brandner auch mit einem Mentalcoach, mit dem er seit zwei Jahren zusammengearbeitet hat, vorbereitet. "Das war schon wichtig, wenn du weißt, es wird Schluss. Den emotionalen Teil bekommst du nicht weg. Aber Befürchtungen kann man bearbeiten".

In ein Loch wird der verheiratete Vater mit zwei Töchtern nicht fallen. Bereits Dienstagfrüh absolvierte Brandner den praktischen Teil einer Aufnahmeprüfung für die dreijährige Ausbildung zum Physiotherapeuten.

Und auch dem Eishockey will er treubleiben. "Eishockey bleibt immer ein Teil meins Lebens", sagt Brandner. Seine Eishockey-Akademie betreibt er mittlerweile seit acht Jahren, jährlich betreut er in zwei Wochen jeweils 160 Mädchen und Burschen zwischen 9 und 16 Jahren. Auch aus Kanada und Schweden waren schon Talente dabei. Gerne würde er später einmal auch beim KAC mit dem Nachwuchs arbeiten, aber das hat noch Zeit.