Teamchef Roger Bader hat viele Eigenschaften. Mit Charme, "Schmäh" und Expertise punktet der Schweizer nun schon seit Jahren im Eishockeyverband. Was er nicht im Repatoire hat, ist das Verbreiten von großer Euphorie. Trotz guter Leistungen inklusive Aufstieg in die A-Gruppe bleibt Bader vor der ersten Trainingswoche der sechswöchigen WM-Vorbereitung am Boden. "Sollten wir den Klassenerhalt - als erstes Team seit zehn Jahren - schaffen, wäre das mehr als nur das Erreichen des Minimalziels", erstickt der ruhige Zeitgenosse übermäßige Erwartungshaltungen für die A-WM in Dänemark im Mai rasch im Keim und fügt an: "Ich bitte Österreich, aus dem Fußball zu lernen. Bei der EM 2016 wurde schon fast der Titel gefordert und das Ergebnis ist bekannt. Wir dürfen nicht vergessen, wo unsere Cracks herkommen."

Viel Vertrauen in sein Spielermaterial hat Bader aber ohne Zweifel. Das zeigt auch der Kader, der am 18. März zur ersten Vorbereitungsphase in Wien einrücken wird. Dieser besteht nämlich aus acht Spielern aus dem KAC-Farmteam, drei VSV-Cracks, vier Grazern und Philipp Pöschmann, der bei Dornbirn unter Vertrag steht. "Das sind zum Großteil Zukunftsspieler, die den Vorbereitungskader aufstocken und dazulernen sollen. Sie werden die Unterschiede zu den Topspielern sehen, aber auch merken, dass sie diese aufholen können, wenn sie hart arbeiten", sagt Bader.

In zehn Tagen kann aber noch viel passieren. Im Falle eines Ausscheidens in den Playoffs könnten AlpsHL-Spieler aus Salzburg, oder Bernd Wolf und Martin Ulmer aus der Schweizer NLB nachrücken. Auch Konstantin Komarek, der in Schweden nicht ins Playoff kommen wird, könnte früh dazustoßen. "Wenn die EBEL-Klubs ihre Farmteam-Spieler im Playoff brauchen sollten, werden wir sie natürlich in den Zug setzen", schmunzelt Bader, der auf baldige Beendigung der Playoffs in Österreich hofft: "Wenn die Serien kurz ausfallen, wäre das ein Vorteil. Dann hätte ich auch die Besten schneller bei mir." Spätestens beim Vorbereitungsturnier in St. Petersburg (26.-28. April), gegen Russlands B-Team und die U25-Mannschaften aus Norwegen und Weißrussland sollen alle dabei sein. Bei der WM ist auch ein Antreten der NHL-Cracks Michael Raffl, Michael Grabner und Thomas Vanek nicht ausgeschlossen. "Wir werden unsere zwei verfügbaren Zusatzspieler beim ersten WM-Spiel noch nicht melden, denn der eine oder andere könnte ja dazustoßen."

Dass die Vorbereitungsphase mit sechs Wochen und neun Testspielen ungewohnt lange ausfällt, überraschte auch einige im Verband. "Bisher war das in Österreich nicht normal und kostet ja auch mehr Geld. Aber ich konnte mich durchsetzen und alle davon überzeugen, dass das alle A-Nationen so machen. Um das Niveau zu halten, braucht man das", zeigt Bader auch seine Durchsetzungsfähigkeit.

Drei Cracks im Schaufenster

Im jetzigen Kader stechen mit VSV-Verteidiger Markus Schlacher und den Grazern Daniel Oberkofler und Daniel Woger drei Spieler heraus, denen man reelle WM-Chancen zuschreiben kann. "Aber niemand hat einen Fixplatz. Wenn hier jemand toll performt, wird er natürlich auch in die nächsten Phasen weitergehen", sagt Bader. Sicher nicht dbaei sein werden VSV-Keeper Lukas Herzog und Teamkollege Valentin Leiler, denen Verletzungen aus der Zwischenrunde nachhängen. "Das ist schade, sie wären in diesem Kader einmal sicher dabei gewesen." Auch Liga-Topscorer Rafael Rotter von Meister Wien ist ein Thema: "Wir hatten seit seiner Absage zum letzten Turnier keinen Kontakt, aber vor einigen Wochen ein gutes Gespräch. Ich schließe nichts aus."

Apropos Wien: Für Bader wird der Titel in den am Freitag startenden Playoffs nur über die Caps führen. "Ich muss kein Prophet sein, wenn ich sage, dass Wien und Salzburg die Topfavoriten sind. Doch auch Klagenfurt und Linz haben Außenseiterchancen." Was für den KAC sprechen würde? "Sie haben Substanz im Kader und zwei starke Keeper. Wenn die performen und alle fit bleiben - vor allem auch die ÖEHV-Spieler - ist viel möglich", sagt Bader.

So sehr er seinen Teamspielern den Erfolg gönnt, ein unwahrscheinliches Finale zwischen Bozen und Zagreb würde Bader also wohl auch dankbar annehmen.