Die eifrigsten Debatten zum Eishockey werden über das Thema „Haltbarkeit“ geführt. Aus gutem Grund. Es kristallisierte sich heraus, dass ohne hochwertige Goalies keine Akzente mehr in der Meisterschaft gesetzt werden können. Doch nicht nur die Leistung per se liefert ständigen Gesprächsstoff. In Österreich scheint das Rollenbild eines Eishockey-Keepers noch immer missverstanden zu werden. Stärkere Ligen skizzieren ihre Handhabung mit der wohl wichtigsten Position hingegen vor: Es wird auf ein ebenbürtiges meist heimisches Duo gesetzt, statt einer ausgewiesenen Nummer eins.

Wie es um österreichische Goalies bestellt ist, lässt das Nationalteam erahnen. Hinter den Routiniers mit internationaler Erfahrung wie Bernhard Starkbaum und Mathias Lange klafft eine riesige Lücke. Die Probleme dürften hausgemacht sein. In den vergangenen Jahren hat es der Verband (ÖEHV) schlicht verabsäumt, Goalie-Trainer auszubilden. „Es wäre aber notwendig, dass ab der U14 die Torhüter mit eigenen Trainern arbeiten“, schildert VSV-Co-Trainer Markus Kerschbaumer. Für österreichische Torhüter gibt es noch andere Hindernisse: mangelndes Vertrauen. Trainer wie Klub-Bosse geben in heiklen Phasen eher Import-Goalies den Vorzug. Auch weil rot-weiß-rote Coaches fehlen, die sich für ihre Schützlinge einsetzen.

Ein weiterer Aspekt ist die Punkteregelung. In vielen Klubs, deren Kontingente mit Import-Spielern bereits ausgelastet sind, bleiben junge Keeper nur bis zu ihrem 24. Geburtstag im Kader. Grund: Jüngere Spieler zählen keine Punkte. Ein vorbildliches Signal hat zuletzt der VSV gesetzt. Nach der Verletzung von Olivier Roy wurde Rene Swette verpflichtet. Der Vorarlberger bildet mit Lukas Herzog derzeit das einzige rein österreichische Torhüter-Gespann. Auch Klubs wie Vienna Capitals und der KAC versuchen, auf junge Österreicher zu setzen. Vor allem Wien-Goalie David Kickert kann als bester Österreicher bärenstarke Werte in der EBEL vorweisen (92,9 Prozent Fangquote, 1,91 Gegentorschnitt). Rasant wirkt der Aufstieg von David Madlener. Vom Zweitligisten Feldkirch aus schaffte er den Sprung in die EBEL und zum KAC.

Potenzial und Talent wären also genügend vorhanden, um zukünftig die internationalen Blicke auf sich zu ziehen. Allerdings liege es viel an der Eigenverantwortung, meint Kerschbaumer: „Das ist kein Nebenjob. Nur 99 Prozent Einstellung genügen in dieser Liga nicht.“
Denn speziell bei Torhütern ist Haltbarkeit immer eng mit Ablaufdatum verknüpft.