Eishockey zählt im Grunde als ehrlicher Sport. Ab dem ersten Bully werden jegliche Unregelmäßigkeiten einfach auf dem Eis geklärt. Komplizierter wurde es in den vergangenen Jahren hingegen in Österreich. Misserfolge des Nationalteams führten zu zahllosen Diskussionen, die sich auf Begleiterscheinungen bei Verband oder EBEL versteiften. Lösungen blieben jedoch auf der Strecke. Mittlerweile ist das heimische Eishockey an einem kritischen Punkt angelangt. „Der Nachwuchs wurde derart vernachlässigt, dass Österreich von A-Nationen wie Norwegen, Dänemark oder Slowenien längst überholt worden ist“, meint Ex-Profi Peter Kasper und fügt hinzu: „Österreichs U 18 spielt in der dritten Leistungsstufe. Das bedeutet für Weltmeisterschaften und Olympia-Qualifikationen, dass das Niveau in Zukunft eher schlechter als besser wird.“ Um dieses absehbare Dilemma irgendwie noch abzuwenden, bedarf es einschneidender Veränderungen. Diese sollten von der EBEL in enger Zusammenarbeit mit dem Verband beschlossen werden. Kasper: „Es müssen vier Punkte gleichzeitig umgesetzt werden.“ Oberste Prämisse bildet dabei die Abschaffung der Punkteregelung:

1. Reduktion Transferkarten-Spieler:

Beginnend mit der Saison 2017/18 müssten die Klubs ihr Ausländer-Kontingent auf acht Spieler reduzieren. „Jahr für Jahr sollte weiter reduziert werden, bis sich die Zahl auf vier bis fünf Imports eingependelt hat“, meint Kasper. Ob Gefahr besteht, dass hier gegen geltendes EU-Recht verstoßen wird? „Dieses Problem besteht derzeit auch bei der Punkteregelung. Es muss ein neues Gentlemen’s-Agreement geben. Die Punkteregel ist ja nichts anderes.“ Damit wären nicht nur mehr Österreicher in der obersten Spielklasse engagiert, was wiederum dem Nationalteam zugutekommen würde. Sondern es würde jungen Spielern der Anreiz geboten, alles dafür zu geben, Profi zu werden.

2. Budgetobergrenze für Klubs:

Zuletzt kam immer wieder das Argument auf, dass eine Ausländerreduktion zu einer Überteuerung der Österreicher führt. Um diesem vorzubeugen, soll von den Klubs gleichzeitig ein „Salary Cap“, wie es in der NHL üblich ist, eingeführt werden. „Finanzielle Ausreißer-Verträge bei Österreichern könnten so bei trotzdem fairer Entlohnung verhindert werden. Die Gehaltsobergrenze sollte nach NHL-Vorbild zwischen Liga und einer zu bildenden Spielergewerkschaft ausgehandelt werden“, sagt Kasper. Ob es rechtlich gedeckt ist, wenn Gehälter offengelegt werden? Kasper: „Darauf könnten sich Liga und Gewerkschaft einigen“, so der Jurist. Ein positiver Effekt wäre wiederum für das Nationalteam absehbar: Sollten heimische Spieler mehr verdienen wollen, wären sie gezwungen, in höherwertige ausländische Ligen zu wechseln. „Das Niveau würde sich im Team Austria damit heben“, meint der 41-Jährige. Mit einem „Salary Cap“ würde eine Ausgeglichenheit herrschen, weil sich damit die besseren Österreicher aufteilen.

3. Einstiegs-Verträge:

Manche Jung-Spieler erfüllen bei EBEL-Klubs lediglich die Rolle zur Kaderauffüllung. Finanziell bewegen sich einige unter 10.000 Euro Jahresgehalt. Um Fairness zu garantieren, soll, wie in der NHL oder in Schweden üblich, ein adäquates Einstiegsgehalt definiert werden. „Für die ersten drei Jahre, sobald sie bei Profi-Teams auf dem Spielbericht aufscheinen. Minimum und Maximum müssten dabei klar festgelegt werden“, erklärt Kasper. Der Vorteil liegt auf der Hand: Gute Entwicklungsarbeit im Nachwuchs führt dazu, dass den Klubs zumindest für drei Jahre garantiert wird, ausgebildete Spieler in den eigenen Reihen zu halten. Wechselintentionen würden sich so in Grenzen halten.

4. Erhöhung der Ausbildungskosten:

Um ein gegenseitiges Abwerben von jungen Österreichern zu verhindern, müssten gleichzeitig die Ausbildungskosten massiv erhöht werden. „Somit wird ein Wechsel verhindert. Andererseits wären die Klubs gezwungen, gute Nachwuchsarbeit zu leisten. Sonst müssten sie aufgrund der Import-Beschränkung viel Geld investieren, um ihre Kader aufzufüllen“, erklärt Kasper. Zumindest sofern es die budgetäre Obergrenze zulässt. Damit wäre jedoch auch sichergestellt, dass sich die bis dato als Minus-Geschäft klassifizierte Nachwuchsarbeit rentiert. Sollte ein junger Spieler dennoch wechseln, würde der ausbildende Klub wenigstens finanziell entschädigt werden.

Fazit: Diese Maßnahmen müssten allesamt gleichzeitig gesetzt werden und seien langfristig gesehen für das heimische Eishockey unbedingt notwendig. „Die Popularität des Sports ist immer abhängig vom Nationalteam“, erklärt Kasper und fügt hinzu: „Je besser die Leistungen des Nationalteams, desto mehr Zuschauer werden erreicht, die Medienpräsenz erhöht sich und Sponsoren investieren in die Klubs.“ Ausländische Liga-Vertreter müssten sich diesen Bedingungen wohl beugen, sofern sie der EBEL angehören wollen. Von einem kurzfristigen Absinken des Liga-Niveaus würde sich das Eishockey sehr schnell erholen. Doch der Sport schreit nun nach einer ehrlichen Lösung. Wie es eben auf dem Eis üblich ist.